Wir werden unterstützt von:


The Headwinds - Handlung

Erste Seite  |  «  |  1  |  2  |  3  |  4  |  5  |  6  ...  19  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Älteste Beiträge zuerst ]


Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1157

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 30.01.2025 22:20

Notos zog leicht den Kopf ein und verfolgte das kleinere Wortgefecht zwischen Nirah und Kay mit einem zurückhaltenden Lächeln. Er sagte jedoch nichts dazu. Vorsichtshalber. Nirahs Laune musste er nicht mehr als nötig herausfordern...

Einzig als Kay sie aufforderte, ihr zu folgen, öffnete er leicht den Mund, um zu protestieren. „Es ist wirklich nicht nötig, dass ich -" Doch Kay war bereits vorausgelaufen. Mit einem leisen Seufzen ergab er sich seinem Schicksal und schloss zu ihr auf.

Der Weg verlief im Stillen. Von Vorne strömte Kays überraschend gute Laune auf ihn ein, von hinten Nirahs Missmut – und er war gefangen in der Mitte. Wundervoll. Dass sie die Heilerhütten erreicht haben, erkannte er erst, als Kay stehen blieb, dicht gefolgt von einem leisen Knarzen einer Tür. Notos blieb wie angewurzelt stehen. Das Innere eines Gebäudes zu betreten, ohne sich vorher orientieren zu können, widerstrebte ihm eigentlich. Doch Nirah ging voran, also hatte er wohl wenig Wahl, als ihr zu folgen – wenngleich eher widerwillig.

Mit Bedacht betrat er die Heilerhütte, versuchte dabei sich nicht von Nirah abhängen zu lassen. Vorsicht, da ist ein Tresen, hörte er Nirahs Stimme, doch die Warnung kam zu spät. Mit der Hüfte stieß er unsanft gegen das Holz,und er zog scharf die Luft ein. Er presste die Lippen aufeinander, rieb sich kurz die Stelle. „Was du nicht sagst...", brummte er leise, ein Hauch von Genervtheit schwang in seiner Stimme.

Noch bevor er wieder richtig in Bewegung kam, packte Nirah sein Handgelenk und zog ihn ungeduldig hinter sich her. Er folgte ihr, dieses Mal dichter, um nicht erneut irgendwo gegen zu laufen. Auch nicht die idealste Strategie – als sie abrupt stehen blieb, wäre er beinahe in sie hineingelaufen.

Während sie mit einer Person sprach, richtete er seine Aufmerksamkeit auf deren Aura. Sie war blau, aber nicht so dunkel wie seine. Sie war so hell, dass sie stellenweise gräulich wirkte. Und die Aura flackerte nicht wie Nirahs, sondern waberte ruhig herum, wie Nebel. Das war also Perrine, ja? Er wusste nicht, was genau sie tat, aber sie schien sehr gedankenversunken zu sein. Plötzlich verdichtete sich der Nebel für einen Moment und flimmerte wütend. Notos schmunzelte. Es erinnerte ihn an Aryll.

Er kam jedoch nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Nirah begann ihn vor sich herzuschieben. Dabei verzog er missmutig das Gesicht. Er mochte es nicht, sich so hilflos allem ausgeliefert zu fühlen. Dennoch ließ er sich grob von ihr navigieren und fand sich schließlich auf einer Liege sitzend wieder.

Dann kam die Aufforderung, die ihn innehalten ließ. Bitte einmal das Hemd ablegen, Donnerschwinge. Er blinzelte sie an. Ihre Worte waren immer noch scharf. Allerdings... es war kein Befehl. Es war eine Bitte.

Notos atmete leise aus. Seine Hand hob sich bereits, der Stoff seines Oberkleides zwischen den Fingern – dann hielt er inne. Sein Blick wanderte in ihre Richtung. „Nein." Seine Stimme war ruhig, aber fest. Dann legte er den Kopf leicht schief. „Zieh es doch selbst aus."

Unter anderen Umständen hätte dieser Satz vielleicht von einem verschmitzten Lächeln begleitet werden können. Eine kleine Neckerei, um sie etwas zu sticheln. Doch diesmal blieb sein Ausdruck ernst.

„Oder willst du mich lieber wieder anfauchen, so wie du es bis jetzt immer getan hast?" Er fuhr fort, ohne ihr viel Zeit für eine Verteidigung zu lassen. „Ich habe mit Kay gesprochen. Sie hat gesagt, dass das Training gut gelaufen ist und dass sie Spaß hatte. Es ist also nichts währenddessen vorgefallen." Ein kurzer Moment Stille. Dann ein resigniertes Schnauben. „...Das bedeutet also, dass ich an deiner Laune Schuld bin, oder?"

Notos richtete sich auf, nahm beinahe eine sich schützende Haltung ein „Dann lass es an mir aus." Er atmete tief durch. Kniff die Augen zusammen. Der ruhige, bedächtige Ernst jedoch blieb. „Schrei mich an, wenn du willst. Oder tritt mich, so wie du es mir damals angedroht hast." Bei der Erinnerung an ihre erste Begegnung schnaufte er amüsiert und kurz zuckte sein Mundwinkel nach oben, bevor sein Ton sich wieder in Frust getränkt. „Ist mir gleich. Aber mach etwas. Alles ist besser, als...was auch immer hier vor sich geht."

Dann wurde seine Stimme mit einem Mal leiser. „Aber was ist mit Reden passiert?" Er ließ seine Schultern sinken. „Haben wir uns nicht darauf geeinigt, dass wir als Partner ehrlich zueinander sind?" Eine Sekunde verstrich. Zwei. Schließlich sah er zu ihr auf, musterte die unruhig flimmernde Aura. „Nirah...was ist los?"



Antworten

Saphyr

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1075

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 29.01.2025 23:35

Kritisch beäugte Nirah die Stelle, wo Notos Hals Faust abbekommen hatte. Notos hatte ihr schon einmal eine Verletzung verschwiegen und es war ausgerechnet wieder diese Seite. Aber wenn er sagte, es ging ihm gut...
Sie hätte ihn gerne stehen lassen, doch ihre Füße gehorchten ihr nicht. Wieso genau musste Kay hier sein?

"Ja klar, soll Perrine es sich ansehen", sagte sie spitz. "Sie hat bestimmt nichts besseres zu tun." Kay sah zwischen Nirah und Notos hin und her.
"Ich bin sicher, sie hat kein Problem damit. Niemand weiß besser als sie, was es bedeutet, wenn hier aus Spaß gekämpft wird. Und ich sage euch, das ist gar nicht so selten bei solchen Dummköpfen wie Jerell und Quinnick. Ach was sage ich, eigentlich bei allen Kriegern."
"Du gehörst auch zu den Kriegern", bemerkte Nirah trocken, Kays Augen funkelten verschmitzt. "Eben." "Krieger!" schnaubte Nirah abfällig in Notos' Richtung.

Inzwischen hatte sich Kay bereits mit einem "Los, kommt." in Bewegung gesetzt und führte sie quer durch die Siedlung zum Heilerquartier. Nirah reihte sich ganz hinten ein, stapfte regelrecht widerwillig hinterher, ohne etwas zu sagen.
Bei dem Gebäude angekommen, riss Kay schwungvoll die Tür auf und winkte Nirah und Notos hinein. Schwer seufzend ging Nirah voran. Als die Tür hinter ihnen wieder zu fiel, war Kay nicht mehr da. Nur Notos, ihr blinder, idiotischer, verwirrender Reisegefährte. Gerade hatte sie absolut keine Lust, sich mit ihm in irgendeiner Weise auseinanderzusetzen. Waren ein paar Momente allein zu viel verlangt?

"Vorsicht, da ist ein Tresen." warnte sie, schon auf halbem Weg an diesem vorbei. Nach hinten gewandt packte sie Notos' Handgelenk und zog ihn ungeduldig in die richtige Richtung, sodass er nicht ausversehen in dem schmalen Durchgang hängen blieb. Ihn im Schlepptau klopfte Nirah an der Tür zum Heilerraum, wartete nicht auf eine Antwort und trat einfach ein.
Perrine saß wie üblich mitten im Chaos, dieses Mal allerdings nicht an einer ihrer Apparaturen. Stattdessen schwenkte sie nachdenklich ein Fläschchen, als berge es ein großes Geheimnis, das sie zu entschlüsseln gewillt war. Im Vergleich zu gestern schien noch weniger Platz für ein müheloses Durchkommen zu sein. Die Stühle dienten als Ablagen, statt als Sitzgelegenheiten, die Luft roch nach einer undefinierbaren Mixtur aus Kräutern - und irgendwie ein wenig verbrannt.

"Hm?" machte Perrine, ohne aufzusehen.
"Ich habe einen Patienten für dich."
Keine Reaktion.
"Perrine?" versuchte Nirah es ein weiteres Mal. "Würdest du ihn dir anseh-" Perrine wedelte mit einer Hand, um Nirah zum Schweigen zu bringen, mit der anderen schwenkte sie weiter.
"Untersuchungszimmer im Westflügel. Du weißt selbst, was zu tun ist." murmelte sie schließlich geistesabwesend.

Unsicher verharrte Nirah in der Tür. "Das heißt, ich komme nach. Bereite ihn vor.", fügte Perrine in einem nachdrücklichen Ton hinzu und starrte dabei verärgert die grüne Flüssigkeit an, als hätte diese sie persönlich beleidigt. Sie erteilte ihr eine Lektion, indem sie das Fläschchen plötzlich wild schüttelte.

Nirah drängte Notos rückwärts aus dem Raum und führte ihn zu dem von Perrine angewiesenen Raum. Dort schob sie ihn bestimmt zur Patientenliege und brachte ihn dazu, sich zu setzen. "Bitte einmal das Hemd ablegen, Donnerschwinge", befahl sie missmutig.


Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1157

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 26.01.2025 20:20

Notos wusste, dass Nirah da war, noch bevor er sie sah. Ihre Aura brannte wie das Licht einer Fackel am Rande seines Wahrnehmungsfeldes – unruhig. Viel zu unruhig. Doch sie kam nicht zu ihm. Warum? Vermutlich war sie wirklich aufgebracht.

Ein fester Schlag auf die Schulter riss ihn aus seinen Gedanken. „Nicht schlecht, Donnerschwinge. Ich wusste gleich nach unserem Kampf, dass du Hal ebenbürtig sein könntest.", gab Arren wohlwollend von sich.

Sofort erklang neben ihm ein scharfes Schnaufen. Eindeutig Kay. Ihr Ton verbarg nicht, wie sehr sie sich amüsierte. „Ja, klar, das glaubst du doch selbst nicht. Die Einzige, die Notos hier wirklich verteidigt hat, war Nirah." Ein Lachen ging durch die Gruppe.
„Das stimmt," stimmte Jerell kichernd zu. „Sie hat uns angefahren, als hätten wir sie persönlich beleidigt. Aber mal ehrlich, bei Nirah zählt das nicht so richtig, weil—"

Der Rest ging in einem dumpfen Rauschen unter. Notos spürte, wie ihm die Hitze ins Gesicht stieg. Er blinzelte verdattert. Nirah ... hatte ihn verteidigt? Seine Nirah? Das konnte nicht stimmen...oder?

„Was habt ihr mit ihm angestellt?" Russ trat mit verschränkten Armen hinzu, ein hörbares Grinsen schwang in seinen Worten mit. „Der wird ja rot wie ein Feuerball. So verlegen hab ich ihn noch nie gesehen."

„Ich bin nicht—" begann Notos, doch Jerell war schneller.

„Oooh, Partner aber immer noch so verlegen bei sowas", fing Jerell im spielerischen Singsang an. „Ich will auch das haben, was die zwei haben!" Er warf einen Blick über die Schulter. „Heh, Quinnick?"

„Vergiss es."

Gelächter war zu hören, während Russ ihm kopfschüttelnd sein Schwert und die Gürteltaschen, überreichte, die er für den Kampf abgelegt hatte. „Nichts für ungut, dass ich dich vorhin nicht verteidigt habe übrigens", begann er knapp, bevor er sich witzelnd zum Rest wandte, „aber ich wusste, dass ich mich besser raushalten sollte. Meine Intuition hat mir gesagt, dass ich mich sonst vielleicht so sehr wie mein Bruder blamieren würde."

„Hey!" rief Quinnick empört, was nur neues Gelächter auslöste.

„Alles gut", antwortete Notos ruhig, während er überaus erleichtert seine Sachen wieder an sich nahm. „Ehrlich gesagt bin ich einfach froh, dass niemand ernsthaft verletzt wurde meinetwegen." Selbst wenn Arren es ihm echt schwer gemacht hatte.
Russ gab nur ein zustimmendes „Hm.", von sich, während Notos wieder seine Waffenscheide anbrachte. „Quinnick verpasste ihm einen freundschaftlichen Hieb gegen den Arm. „Wir hätten dir schon nichts getan."

Notos schmunzelte gutmütig. „Ihr vielleicht nicht. Aber bei Hal wäre ich mir da nicht so sicher."

„Hal ist nicht so schlimm, wie er wirken kann", schaltete sich Arren wieder ein. „Er ist stur, ja. Eigen, sicher. Aber unterm Strich ein guter Mann. Aber wo wir bei ihm sind..." Der Krieger sah nach oben. „Würde mal sagen, wir sollten den restlichen Tag nutzen, solange wir noch Licht haben", schloss er ab, woraufhin die anderen zustimmend aufseufzten. Die Gruppe setzte sich in Bewegung, Jerell drehte sich noch einmal um.

„Übrigens, Notos. Falls wir heute mit dem Wall fertig werden, wollte Russ vielleicht ein Fass anschlagen. Kannst ja später vorbeischauen. Oder, äh, kommen."

 

„Lade ihn halt selbst ein", murrte Russ trocken, aber Jerell überging ihn völlig. „Vorausgesetzt, du wirst freigegeben, natürlich." Sein Grinsen war nicht zu überhören. „Sieht so aus, als bahnt sich Ärger im Paradies an."

Notos brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass Jerell von Nirah sprach. Er wollte etwas erwidern, kam jedoch nicht dazu, denn Kay wandte sich ebenfalls zum Gehen.

„Kay", rief er ihr nach, was sie innehalten ließ. Kay zögerte, warf der Gruppe einen Blick hinterher und trat dann nach einem kleinen Hadern zu ihm zurück. Notos lächelte sachte: „Wie lief das Training mit Nirah?"

Die junge Schülerin verschränkte die Arme. „Lass mich überlegen. Will ich gerade mit dir reden, nachdem, was du angestellt hast? Du hast dich verhalten wie ein Idiot." Notos hätte ihre Worte glatt ernst genommen, wenn nicht ein offensichtliches Grinsen mitschwingen würde. Er lachte leise auf. „Ja. Das habe ich. Aber ich bereue nichts. Es wäre nicht fair gewesen, euch für meine Blindheit zu bestrafen."

Kay sagte nichts für eine Weile, dann seufzte sie auf. „Du bist echt unmöglich. Aber gut ... Das Training war in Ordnung. Ich habe viel gelernt. Aber Nirah kann anstrengend sein. Sie hat echt hohe Anforderungen", beschwerte sie sich stöhnend.
Notos gab einen verständnisvollen Laut von sich. „Sie möchte das Beste aus dir rausholen. Das muss noch nicht verkehrt sein."
Kay zuckte mit den Schultern „Schätze nicht. Und es war auch nicht sooo schlimm. Es hat zugegeben echt Spaß gemacht. Fast mehr als sonst."

Notos schmunzelte. „Und das ist die Hauptsache."

Bevor er mehr etwas hinzufügen konnte, spürte er, wie Nirah näherkam. Ihre Aura flimmerte immer noch. Als sie sprach, zog er sofort den Kopf ein – doch der Ausdruck purer Erleichterung in seinen Zügen blieb.

„Mir geht es gut", sagte er schnell, doch Kay verschränkte skeptisch die Arme.
„Du hast einen Schlag von meinem Vater einstecken müssen. Meinem Vater. Sicher, dass Perrine sich das nicht zumindest mal anschauen sollte?"

„Mir geht es gut", wiederholte Notos leise, aber nachdrücklicher, sah dabei einzig und allein Nirah an. Seine Aura erdete sich spürbar. Und das obwohl er wusste, dass sie unzufrieden war mit ihm. Es war nicht zu überhören gewesen. Aber das war in Ordnung. Sie durfte ihn zusammenstauchen. Wenn sie wollte, sogar schlagen und anschreien. Sie dürfte alles tun und nichts würde ihn dazu bringen, seine Entscheidung zu bereuen.

Nun ... vielleicht nicht alles. Er presste die Lippen zusammen, ein Anflug von Unsicherheit huschte über seine Miene. Er wollte nicht, dass sie ging.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.01.2025 20:24.

Saphyr

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1075

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 25.01.2025 02:38

Kay drängte sich durch die hinteren Reihen der Menschen und Nirah folgte ihr. Zwischen einigen Köpfen hindurch erhaschte sie einen ersten Blick auf den Grund für das Getümmel: Notos. Oh nein. Was tust du? Alleine wäre sie vermutlich stehen geblieben und hätte gestarrt. Doch Kay arbeitete sich weiter vor.

Sie erreichten eine kleine Gruppe johlender Krieger. Von hier aus hatte Nirah eine gute Sicht und zur Platzmitte, wo Hal und Notos einander umkreisten. An einen der Männer erinnerte sie sich. War das nicht der, den Kay zu Notos geschickt hatte, um ihn herum zu führen? Jerrell? Netterweise beschrieb er ausführlich, was vorgefallen war.
Das Verbot zum Jagdtrupp bewegte Nirah nicht. Aber als er den Kiefernzapfen erwähnte, fuhr Nirah herum. Kay nahm ihr die Worte aus dem Mund. Du bist so ein Idiot, Donnerschwinge.

Bislang verlief der Kampf ruhig, nahezu vorsichtig. Notos landete ein paar Treffer, die Hal nicht weiter zu stören schienen.
"Er ist nicht blind." warf Nirah in die Diskussion ein, direkt nachdem sie zusammenzuckte, weil Hals' Faust knapp an Notos vorbei schwang.
"Zumindest nicht richtig. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich bin sicher, er kann etwas sehen." Sie drehte sich zu den zwei Besiegten um.
"Notos hat euch besiegt, weil er besser ist als ihr", sagte sie scharf. Die Männer glotzten sie an. "Und er wird nicht gegen Hal verlieren."

Auf Jerrells Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. "Natürlich bist du auf seiner Seite. Du hast keine Wahl." Er lachte und die anderen stimmten ein. "Was soll das bitte heißen?" Nirah fauchte den Kerl an. Sein Grinsen ist ja noch schlimmer als das von Notos.
"Er hat blind ein Monster erlegt, das mich fast umgebracht hätte und mein Leben gerettet, deshalb bin ich auf seiner Seite. Ich mag kein Krieger sein, aber ich habe Augen! Ich weiß, dass er gut ist." Energisch verschränkte sie die Arme vor der Brust. Dafür erntete sie lediglich einen vielsagenden Blick, gepaart mit einem feixenden "Mhm, das ist der Grund."

"Sagen wir es mal so," schaltete sich der Mann hinter Jerell ein. "Es stimmt schon, dass ich von einem Blinden deutlich weniger erwartet hätte"
"Immer ganz der Diplomat, Arren" spottete Kay.

Nirah wandte sich abrupt ab und ignorierte die Unterhaltung. Stattdessen fokussierte sie sich auf den Kampf.
Niemand konnte die Oberhand gewinnen. Da stolperte Notos nach hinten und Hal traf ihn hart in die Seite. Nirah stieß die Luft in ihren Lungen aus, als wäre sie selbst getroffen worden. Das musste weh getan haben.
Die Kämpfer umkreisten sich wieder, doch Notos' Bewegungen verloren langsam ihre spielerische Leichtigkeit. Der wahre Kampf spielte sich allerdings in dem andauernden, zunehmend intensiveren Wortgefecht der beiden ab.

Was, wenn deine Partnerin wegen dir stirbt?
Meint er mich?
Bevor Nirah darüber nachdenken konnte, ging Notos plötzlich auf Hal los, wo er vorher noch gelassen einzelne Hiebe ausgeteilt hatte. Obwohl ihr keine Gefahr drohte, überkam sie das Gefühl, sich ducken zu müssen. War das ...wirklich Notos? Was war bloß los mit ihm? Dieser spontane Anfall von Wut passte nicht zu ihm.
Sein Schrei über den ganzen Platz und Nirah erstarrte. Was danach geschah, rauschte an ihr vorbei. Sie blickte zu Boden und rang mit dem Drang zu verschwinden, scharrte lediglich mit dem Fuß, als würde das die Erde dazu bewegen sie zu verschlingen.

Wieso? Wieso sagte er so etwas?

Jemand stieß einen Jubelschrei aus und das steckte den Rest zu lautem Stimmengewirr an. Ist es vorbei? Links und rechts strömten Menschen an ihr vorbei, die Versammlung geriet in Bewegung.
Jerell kam von hinten an und hängte sich schwungvoll an Nirah, sodass sie einen Schritt nach vorne taumelte. "Ha! Das war mal eine Ansprache." lachte er.
"Fass mich nicht an! Verstanden?" Nirah stieß grob seine Hände von ihren Schultern, fuhr herum wie ein bissiges Tier.
"Woah." Jerell hob die Handflächen beschwichtigend in die Luft. "Entschuldige? War nicht böse gemeint?" Kay wechselte einen Blick mit Arren und zuckte mit den Schultern. "Kommt, wir gehen unseren Gewinner beglückwünschen", sagte Arren. Die Truppe strömte nach vorne zu Notos, nur Kay hielt kurz inne, bevor sie hinter Jerell und Arren her lief. Nirah sah aus der Entfernung zu, wie Jerell Notos um den Hals fiel.

Sie blieb einfach stehen, schwer atmend, mit einem tödlichen Blick im Gesicht. Hal stapfte ausdruckslos an ihr vorbei, nickte und ging weiter. Nach und nach lichtete sich der Platz. Jerell, Arren und Kay mussten irgendwann von Notos abgelassen haben, denn Jerells lautes Lachen war nun ein Stück entfernt zu hören. Erst als Notos sie am Rand stehend entdeckte,setzte sich Nirah in Bewegung und ging mit verschränkten Armen auf ihn zu.
"Bist du verletzt?" fragte sie in einem Ton, der bereits ihre Verstimmung ankündigte.


Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1157

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 09.01.2025 22:50

Der Dorfplatz war dicht gedrängt, und das Grölen und die aufgeregten Stimmen der Leute verschmolzen zu einem einzigen, lauten Lärmteppich. Kay versuchte sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, stieß dabei mit einem „Lasst uns nach vorne" ein paar Leuten den Ellenbogen in die Rippen, nur um direkt weiterzudrängeln.

Dann blieb sie abrupt stehen. Die Mitte des Platzes wurde sichtbar. Dort standen zwei Männer einander gegenüber: Ihr Vater Hal, breit wie ein Berg und mit dem typischen steinernen Gesichtsausdruck, der nur zu gut zeigte, dass er keinen Spaß verstand. Und Notos, der im Vergleich zu Hal stichelnd grinste und sich keinen Deut einschüchtern ließ.

Kay wurde eine Spur blasser. „Was bei der heiligen Mutter ...?" murmelte sie, bevor sie instinktiv nach einer vertrauten Gestalt in der Menge suchte. Sie entdeckte Jerell, der laut jubelnd am Rand stand. Doch kaum, dass der Krieger sie auf ihn zueilen sah, fiel sein Grinsen. „Oh verdammt."

Kay schob sich zu ihm durch. „Jerell! Was ist hier los?" fragte sie panisch.

Jerell verzog das Gesicht. „Oh, Kay ... Es tut mir leid, dass du das so mitbekommst. Dein Vater und Notos, sie kämpfen ..."
„Das sehe ich doch!" fiel sie ihm unwirsch ins Wort. „Ich meine, was ist passiert?"

Jerell hob abwehrend die Hände in die Luft. „Also gut, also gut. Dein Vater hat eine Versammlung der Jäger abgehalten. Wegen der Monsterangriffe, du weißt schon. Notos war auch da. Es lief zuerst ganz normal – bis dein Vater gemerkt hat, dass Notos blind ist. Und naja, Hal war ... sagen wir mal, weniger begeistert."

„Notos ist...?" Kay schüttelte den Kopf. „Warum sollte er deswegen wütend werden?"

Jerell zuckte mit den Schultern. „Schätze, er hat sich hintergangen gefühlt." Kay blinzelte verständnislos und der Krieger fuhr fort. „Er dachte, Notos hätte ihm absichtlich verschwiegen, dass er blind ist. Und naja... du kennst deinen Vater." Jerell verschränkte spielerisch seine Arme, imitierte dabei Hals Sprechweise. „Du würdest nichtmal das Monster treffen, wenn es vor dir stehen würde! Du bringst mit deiner Verantwortungslosigkeit nur alle in Gefahr!" Jerell verschränkte die Arme hinter seinem Nacken. „Es war echt nicht schön. Er lässt bei sowas leider nicht mit sich reden." Mit einem Mal bedachte er Kay mit einem mitleidigen Blick. „Hal war so aufgebracht, er hat auch dir und Nirah verboten, bei der Jagdtruppe mitzumachen."

Kay's Augen weiteten sich vor Empörung. „Das ist unfair! Was habe ich oder Nirah damit zu tun, dass –"

„Ja, du bist nicht die einzige, die das wütend gemacht hat, glaube ich," unterbrach sie Jerell. „Notos hat alles zunächst scheinbar ergeben aufgenommen. Aber dann ..." Der Krieger schüttelte den Kopf und lachte kurz, als könne er es selbst kaum glauben. „Dann hat er plötzlich einen Kiefernzapfen aus seiner Tasche gezogen und deinem Vater direkt an den Kopf geworfen. Mitten in der Versammlung!"

„Er hat was getan?" fragte Kay ungläubig.

„Ja, wirklich." Jerell kicherte. „Und dann war er noch so dreist, um den mörderischen Blick deines Vaters zu erwidern. „Ich denke, ich kann noch hervorragend treffen, hat er gesagt. Und dabei nur gegrinst."

Kay starrte ihn fassungslos an, aber Jerell fuhr bereits fort. „Natürlich ist Hal explodiert. Es gab eine Riesendiskussion. Ich, Quinnick und sogar Arren haben versucht, Hal zu beruhigen und Notos zu verteidigen. Aber Hal hat dann gesagt, wenn Notos unbedingt zeigen wollte, dass er fähig ist, dann soll er es beweisen. Er hat Notos herausgefordert, gegen ihn, und uns, die ihn verteidigt haben, zu kämpfen."

Kay's Augen weiteten sich. „Ihr habt wirklich zugestimmt?"

Jerell hob abwehrend die Hände. „Hey, ich wollte nicht. Aber Notos hat darauf bestanden. Hat nur gemeint, dass er einen Plan hat und ich mir keine Sorgen machen soll." Der Krieger zog eine Grimasse. „Ja, sein Plan war es scheinbar, mich sofort auf den Boden zu befördern. Und sie her!", er deutete auf seinen Körper. „Nicht ein Kratzer."

Trotz allem zuckte Kays Mundwinkel belustigt in die Höhe. „Du weißt, dass das nicht gerade für deine Kampffähigkeiten spricht, oder?"

„Hey! Das war nicht fair! Ich hatte gezögert – ich meine, er ist blind! Aber er hat mich trotzdem wie einen Welpen flachgelegt," verteidigte sich Jerell, lachte aber dabei.

„Notos ist ein Monster." Arren trat plötzlich hinter ihnen hervor und massierte dabei seinen Nacken. „Ich hätte nie gedacht, dass jemand wie er so schnell und wendig sein kann."

„Dich hat er auch geschlagen? Aber du bist einer der stärksten Krieger hier neben meinem Vater.", entgegnete Kay ungläubig.

 

Arren wirkte erst zerknirscht, zuckte dann aber mit der Schulter. „Er hatte nur den Überraschungsmoment. Aber gegen Hal hat er trotzdem glaube ich keine Chance."

Kay atmete tief durch. „Das hier wird kein gutes Ende nehmen, oder?," murmelte sie und schob sich noch ein Stück weiter nach vorn, um besser sehen zu können.

----------------------

Notos umkreiste Hal, der ruhig und stoisch in der Mitte des Platzes stand. Das Grölen der Menge verblasste zu einem dumpfen Rauschen, das er kaum noch wahrnahm. Dafür war er zu fokussiert auf seinen Gegner. Er wusste, dass Hal rein körperlich her stärker war – viel stärker. Und das war ein Problem. Problem Nummer zwei? Notos wusste, dass er gegen den mächtigen Krieger nicht gewinnen durfte – zumindest nicht so einfach. Jerell und die anderen hatten gestern zwar darüber gewitzelt, aber er hatte daraus gut entnehmen können wie nachtragend Hal sein konnte. Wenn er sich in irgendeiner Form herausgefordert fühlte, würde er niemals nachgeben, vor allem nicht vor der Menge. Nein, er musste dafür sorgen, dass Hal den Kampf von sich aus beendete – und das war gar nicht so einfach, weil Hal genauso unnachgiebig war wie ein Granitfels.

Immer wieder tänzelte Notos um Hal herum und verpasste ihm den ein oder anderen Fausthieb gegen Rücken und Rippen, wenn er hinter ihm war. Simple Neckereien, die aber kaum Schaden anrichteten. Dafür verfehlte ihn Hals Faust einige Male nur um Haaresbreite.

„Du hättest nie ein Krieger werden dürfen", brummte Hal, als Notos ihm mal wieder einen spielerischen Klaps gegen den Rücken lieferte.

Die Diskussion schon wieder... Du kannst kein Drachenritter werden! Hast du etwa ebenfalls einen Todeswunsch!?
Notos Lächeln verschwand für einen Moment. „Ich gehe meinen eigenen Weg", entgegnete er betont ruhig, während er erneut auswich. „Und er funktioniert."

Hal knurrte. „Das ist keine Art zu kämpfen, Notos. Du würdest uns alle in Gefahr bringen, mit dieser... dieser Spielerei!"

Notos Gesichtszüge verhärteten sich, sein Lächeln nahm schärfere Züge an. „Spielerei hat nicht drei deiner Krieger auf den Boden befördert."

Er wollte erst nach Jerells Aura tasten – doch plötzlich stutzte Notos, stolperte im schlammigen Boden ein paar Schritte nach hinten. Er fühlte es sofort – die vertraute Wärme. Die instinktive Art und Weise, wie seine Aura ihn in die Richtung zerrte. Was? Wann...?

„Und du denkst, deine Blindheit hindert dich nicht, in Gefahr zu geraten?" Hal war mit einem Mal bei ihm. Seine Faust traf Notos in die Seite, und selbst mit der gepolsterten Weste fühlte sich der Schlag an, als hätte ihn ein Schmiedehammer erwischt. Notos reagierte instinktiv: ließ jegliche Spannung aus seinem Körper, drehte sich seitlich und ließ den Schlag an sich vorbeigleiten, wie Wasser an einem Fels. Dennoch verzog er das Gesicht. Warum musste es immer die Seite sein...

Hal setzte weiter gereizt nach. „Was passiert, wenn du das nächste Mal stolperst, Notos? Wenn das Monster deine Blindheit nutzt?"

Notos wich wieder aus, funkelte dabei den Dorfanführer an. „Dafür hat man einen Partner, der einem den Rücken deckt." Ein weiterer Schlag, diesmal gezielt gegen das Schulterblatt.

Hal stoppte mitten in der Bewegung, als er diese Worte hörte, und Notos spürte eine unwillkürliche Reaktion in Hals Aura. Sie zitterte kurz – schon wieder! Was war bitte los mit dem Mann? Allmählich fand er dessen Art wirklich irritierend.

„Einen Partner, dem man sein Leben anvertraut", fügte Notos entschlossen hinzu, als er vor einem weiteren Angriff zurückwich.
Hal's Stimme war plötzlich tief und bedrohlich. „Und was passiert, wenn deine Partnerin wegen dir stirbt, Notos? Was dann?"

Notos' Herz stolperte. Es war ein Moment der Erkenntnis, der wie ein Blitz durch seinen Kopf schoss. Er hatte nicht Nirah gemeint. Er hatte an Jasper gedacht. Aber das – das saß trotzdem. Schmerz huschte über sein Gesicht. Seine Aura flammte unter der Flut an Gefühlen auf. Eins stach besonders heraus, pulsierend, wie ein Herzschlag.

beschützen, beschützen, beschützen, beschützen

Mit einem plötzlichen Ausbruch von Energie drehte sich Notos zur Seite, wich Hals nächstem Schlag aus und begann, gezielte Angriffe zu setzen. Hals. Rippe. Knie. Und wieder. Seine Bewegungen waren wie ein Fluss – jede Handlung führte nahtlos zur nächsten. Nach und nach wirkte Hals Aura, als würden kleine Risse an diesen Orten entstehen. Tiefes Blau haftete an diesen.

Und dann, als Hal einen weiteren Angriff starten wollte, hielt Notos inne, seine Haltung aufrecht, aber bereit. „Sie wird nicht sterben, solange ich bei ihr bin!" Der Klang seiner Worte hallte wie ein Donnerschlag über den Platz. „Niemand wird das.", fügte er leiser hinzu. Sollte es Hal auch nur noch einmal wagen...

Doch Hal....stoppte. Das erdige Orange seiner Aura zitterte sichtbar. Dann verschränkte er die Arme. „Gut. Das reicht. Ich habe genug gesehen." So etwas wie genervte Genugtuung tränkte seine Stimme. „Ich denke, du hast dich bewiesen. Solange die anderen dich dabei haben wollen...darfst du meinetwegen mitkommen." Von irgendwo aus der Menge ertönte ein freudiger Ausruf.

Notos spannte sich unzufrieden an. „Und Nirah und Kay?", fragte er ruhig. Das ist wichtiger.

Hal schwiegt. Überrascht? Oder nachdenklich? Ein Moment der Stille, dann nickte er knapp. „Kaylin und deine Partnerin dürfen auch mit." Die Lautstärke um ihn herum nahm wieder zu. Hal kam näher, legte ihm fest eine Hand auf die Schulter, seine Stimme nun leiser. „Ich bin nicht blind. Du hast mit Absicht lieber eingesteckt, als einen meiner Leute zu verletzen."

Notos grinste schief, ein stummes Geständnis. War er so leicht zu durchschauen? Hal schien das aber nicht wirklich glücklich zu stimmen. „Deine Art wird dich irgendwann umbringen." Sein Griff verstärkte sich. „Du hast nur ein Leben. Vergiss das nicht." Dann ließ der Druck von seinen Schulter ab.

Notos sah den Dorfanführer verwundert nach, die Spannung, die seinen Körper wie ein Bogen gespannt hatte, begann allmählich nachzulassen. Doch das Flackern seiner Aura wollte einfach nicht erlischen. Bevor er aber einen Schritt tätigen konnte, wurde er in einen freundschaftlichen Würgegriff genommen. „Du hast es geschafft, Notos", sagte er mit einem schiefen Grinsen. „Niemand hat Hal so in Schach gehalten seit Jahren. Warum verschweigst du, was du drauf hast?"

Notos blinzelte verdattert. „Ich... habe einfach nie gedacht, dass es nötig wäre?"

Jerell lachte nur und das Stimmengewirr um ihn wurde wieder lauter. Doch Notos hörte nur halb zu. Sein Blick wanderte unruhig zurück zur Menge. Nirah. Er hatte vorhin Nirah gespürt, oder? Wo war sie?



Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.01.2025 21:49.

Saphyr

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1075

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 06.01.2025 03:47

"Nochmal?" Kay stöhnte.
"Ja, nochmal." 

Kay spannte die Sehne, zielte und entspannte sie langsam wieder. Kein Pfeil sirrte durch die Luft, da Nirah ihr verboten hatte zu schießen.
"Nochmal." sagte Nirah.
"Das ist anstrengend." Kay ließ die Waffe sinken. "Und ich bin kein Anfänger." 
"Es soll anstrengend sein. Das darf deine Haltung nicht beeinträchtigen. Du hast schon wieder deinen Ellenbogen zu weit unten." murrte Nirah. Dieses Mädchen hatte keine Ausdauer, keine Disziplin, keine Routine. Jede ihrer Gefühlsregungen wirkte sich unmittelbar auf ihre Fähigkeiten aus. Das hieß, sie wurden graduierlich schlechter je länger sie das hier machten. Noch einmal, sagte Nirah sich. Noch ein einziges Mal richtig. Komm schon, Kay.

"Das bringt doch nichts." beschwerte Kay sich, zielte aber bereits wieder. Innerlich notierte Nirah, wo Kays größte Schwachstellen lagen. Kein Zweifel war sie gut ausgebildet worden. Sie konnte alles, was man von ihr verlangte - sie machte es nur nicht. "Etwas mehr Training würde dir auch zugute kommen."
Kay fuhr herum. Ihre Blicke könnten töten. "Du hast doch keine Ahnung! Weißt du wie viel ich trainiere? Ihr Wächter wisst doch gar nicht..." 

"Uuund... du hast mich gerade erschossen. Gut gemacht, Kay." bemerkte Nirah gereizt. Ihre Schülerin sah nach unten, bemerkte die enstpannte Sehne und die Richtung in der ihr Bogen zeigte. "Ich hatte keinen Pfeil angelegt" antwortete sie, schob das Kinn ein Stück höher. 
"Was wäre wenn doch?" 
Kay schnappte nach Luft, starrte Nirah böse an, doch bekam kein Wort heraus.
"Eben. Würdest du dich bitte auf dein Ziel konzentrieren?" Keine Antwort. "Bei der heiligen Mutter, Kay. Bitte. Ich versuche zu helfen."

Kay drehte sich um, murmelte dabei ein gepresstes "Aber nicht sonderlich gut." Dennoch brachte sie sich bereits in Stellung. "In Ordnung, mach die Bewegung langsam und bewusst und dann hältst du die Position kurz. Zielen. Schießen."

Zufrieden beobachtete Nirah wie Kay die nächsten Durchgänge mit ordentlicher Körperspannung und so etwas wie einem Fokus durchführte. Sie entschied gerade, dass die nächste die letzte Wiederholung war, als etwas sie von hinten angriff.

Nirah schrie. Gleichzeitig überkam ein eigenartiges, vertrautes Gefühl sie. Das etwas lie0 nicht von ihr ab, saß auf ihren Schultern wo es wild das Gewicht verlagerte. "Sir Jasper!" stieß sie schrill hervor. Kurz darauf sprang das kleine Wesen herunter und sah erst Nirah dann Kay und dann wieder Nirah an. "Du hast mich erschreckt. Schon wieder!" So schnell wie der Schreck gekommen war, verschwand er. Nirah entkam ein nervöses Auflachen. "Was machst du bloß schon wieder?" 

Kay wirkte nicht begeistert. "Er heißt Sir Jasper." bestätigte Nirah. "Ach und du solltest ihm nicht zu nahe kommen. Er hat spitze Zähnchen und recht scharfe Krallen." fügte sie hinzu als Kay angeknurrt wurde. 
"Mhm" Kay nickte bleich. "Übrigens, Kay. So wie gerade eben. Das war perfekt. Du hast dich erst zu mir umgedreht nachdem du geschossen hast. Gut gemacht." sagte Nirah. Kays stolzes Lächeln konnte nicht ganz die Angst in ihrem Gesicht vertreiben.

Sir Jasper forderte beinahe ungeduldig Nirahs Aufmerksamkeit ein. "Notos ist nicht da." meinte Nirah. Er ließ sich nicht beirren und legte ihr seine Beute vor die Füße. Unsicher was genau sie tun sollte verharrte Nirah. Das kleine Federbündel war ihr immernoch nicht geheuer, auch wenn sie keine wirkliche Angst mehr vor ihm hatte. Schließlich erahnte sie, was es gerade tat. "Du hast dir das gemerkt?" hauchte sie fasziniert. 

Sie schenkte Sir Jasper ein ernstes Nicken, schloss selbst die Augen und legte ihre Hand vorsichtig auf den Kopf des toten Tiers. Dass sie es ihm danach überlassen wollte, gefiel Sir Jasper allerdings nicht. Stattdessen bedachte er sie mit einem Knurren, das sie nur als beleidigt bezeichnen konnte. "Achso. Tut mir leid. Ich dachte du hast Hunger. Danke. So kommen wir später doch nicht mit leeren Händen." grinste sie. Nirah hob das Rebhuhn auf und ...fing Kays entgeisterten Blick auf.

"Was ist?" fragte Nirah. 
"Es klingt als würdest ihr miteinander reden."
"Oh, achso. Nein,leider nicht. Aber ich wünschte ich könnte ihn verstehen. Notos wirkt manchmal als würde er sich mit unterhalten. Allerdings bin ich ziemlich sicher, dass Sir Jasper uns verstehen kann." 
Sir Jasper schnaubte und Kay traute sich zu lächeln. 

Wenig später saßen sie gemeinsam auf einem Baumstamm für eine kurze Pause. "Also was ich vorhin meinte ist, du solltest trainieren meinte ich du solltest mehr deine Arme und deinen Rücken trainieren. Du brauchst diese Muskeln. All deine Selbstkontrolle nützt dir nichts, wenn dein Körper es nicht aushält oder dir die Luft ausgeht. Das ist wirklich wichtig. Deine Technik ist übrigens ziemlich gut, Kay. Du musst nur lernen, sie nicht zu vergessen. Egal wie müde du bist, egal wie viel Angst du hast oder wie wütend du bist - du darfst nicht verfehlen. Verstehst du was ich dir zeigen wollte?"

Kay nickte langsam. Nirah streckte ihre Beine aus, seufzte und stand dann auf. "Lass uns jagen." Sofort schnellte Kay ebenfalls hoch. Nirah kniff die Augen zusammen. "Du weißt schon, dass der Unterricht nicht vorbei ist, oder? Wir fangen erst richtig an." Doch die freudige Begeisterung wich nicht mehr aus der Kriegerschülerin. "Versuch mich nicht umzubringen." murmelte Nirah. Kay grinste sie an und Nirah konnte sich dem nicht länger erwehren. 

Bis sie die ersten Spuren fanden - Sir Jasper war um ehrlich zu sein eine große Hilfe - erzählte Nirah von dem Kampf mit dem Monster in der Nacht nachdem sie Notos gefunden hatte. Dabei betonte sie übermäßig wie viele Pfeile sie auf einmal hatte verschießen müssen und dass sie sonst bestimmt gestorben wäre. Kay interessierte sich zwar augescheinlich mehr für das Monster, doch die Botschaft kam trotzdem an. 
Auf der Jagd stellte Nirah fest, dass Kay eine gute Spurenleserin war und auch grundsätzlich einen hervorragenden Sinn für ihre Umgebung hatte. So entdeckte sie das Wild, welches sie verfolgten noch vor Nirah. 

Schließlich machten sie gerade so viel Beute wie sie gemeinsam zum Dorf bringen konnten. Und das deutlich schneller als sie erwartet hatten. Zwischendrin brachte Nirah Kay noch das grundlegende Prinzip der Meditation und einige Strategien für Selbstkontrolle bei, die sie von ihrem Mentor kannte. An diesen wollte sie eigentlich gar nicht denken. Allerdings hatte seine Lehre ihr viel gebracht.
Bevor sie sich von Sir Jasper verabschiedeten, erzählte Nirah noch von Notos' Blindheit und dass sie ihn nicht vergessen hatte.

"Du hast gut geschossen!" lobte Nirah Kay auf dem Rückweg. Kay grinste.  "Du auch. Hätte ich einer Wächterin gar nicht zugetraut." Nirah schwenkte zur Seite und gab ihr einen Stoß mit der Schulter. "Pass bloß auf was du sagst." Kay protestierte lachend und wich zur Seite aus. 

"Mein Vater wird bestimmt zufrieden...hörst du das?" Beide Frauen stoppten. Sie hatten das Dorf vor kurzem erreicht. Die ersten Häuser drängten sich hier schon aneinander. Nur das allgegenwärtige Rauschen des Flusses wurde übertönt von...Gebrüll? Mehrere Stimmen erklangen undeutlich hallend vom Dorfinneren. "
Kay hatte die Augen aufgerissen. "Oh nein. Oh nein. Oh nein. Was ist wenn...wir wieder angegriffen werden?" Nirah schüttelte den Kopf. "Kein Monster. Soweit ich spüren kann. Komm wir schauen was los ist....Kay, du kannst so ohnehin nicht schießen..." 

Sie gaben zügig ihre Beute ab und eilten dann zum Ort des Geschehens. Wenngleich ihnen inzwischen klar war, dass sie nicht angegriffen wurden - zumindest nicht laut dem Mann beim Lager. Aber...was in aller Welt?


Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.01.2025 17:57.

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1157

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 29.12.2024 00:50

Also hat es nichts gebracht. Notos schenkte Nirah ein mitfühlendes Lächeln. „Zumindest hatte es keine sofortige Wirkung." Oh. Sie wirkte mehr niedergeschlagen als er gedacht hatte. Am liebsten hätte er sie gerne irgendwie abgelenkt, aber womit? So scharf wie sie ihn angegangen hatte vorhin, waren Besprechungen zu ihrer Vision auf jeden Fall nicht weiter erwünscht.

Das Klopfen erlöste ihn.

Nirah verschwand schnell genug nach draußen, um die Schatten eines enttäuschten Ausdrucks auf Notos' Gesicht zu verpassen, als das Wort „verschobene Weiterreise" fiel. Er lauschte den Bruchstücken des Gesprächs von draußen, stand dabei ebenfalls langsam auf und streckte sich, während sie zurückkam. Er nickte auf ihre Worte. Nützlich machen klang großartig. Zu Perrine gehen eher weniger. „Jerell hat mir von ihr erzählt." Sein schiefes Lächeln sprach Bände – die Geschichten über Perrines Heilmethoden klangen ... eindrücklich, um es milde auszudrücken. Doch bevor er darauf eingehen konnte, fiel Kays Name, und sein Blick wurde weicher.

„Nirah?" Er hielt inne, um sicherzugehen, dass er ihre Aufmerksamkeit hatte, und fuhr dann ruhig fort: „Könnte ich dich um einen Gefallen bitten? Könntest du heute mit Kay auf die Jagd gehen? Sie hat mich gebeten, zu fragen, ob du ihr ein paar Tipps mit dem Bogen geben könntest."

Er schmunzelte sachte und Fürsorge tränkte seine Stimme. „Kay ... ich glaube sie hat Schwierigkeiten damit, auf Menschen zuzugehen. Pass auf sie auf, ja?"

Wenige Momente später war Nirah mit Kay verschwunden und er wartete vor der Tür darauf, dass er abgeholt wurde. Anfangs hatte er Nirahs Vorschlag, ob ihn jemand führen sollte, dankend ablehnen wollen – nur um schnell zu begreifen, dass Jasper nicht da war zum Aushelfen und er sich an einem fremden Ort befand. Seufzend lauschte er den Geräuschen des Dorfes – bis er schnelle Schritte hörte, die auf ihn zukamen.

„Morgen Schlafkappe. Wilde Nacht gehabt oder einfach kein Frühaufsteher?", rief Jerell witzelnd, kaum dass er Notos erreicht hatte. Sofort begann Notos zu Lächeln. Er mochte nichts sehen, aber er konnte sich das Grinsen gut vorstellen, dass auf dem Gesicht des Kriegers prangen musste. „Du hast ja keine Ahnung...", erwiderte er müde schmunzelnd. Er war nur froh, dass die innere drängende Stimme von gestern verschwunden war. Auch wenn es ihm zugegeben heute nicht ganz behagte, nicht an der Seite der Heilerin zu verweilen.

Er hörte Jerells belustigest Auflachen, der fließend in ein spielerisches Tadeln überging: „Ich bin kein Aufpasser, weißt du? Wenn Kay glaubt, ich bin hier, um dich von Tür zu Tür zu führen..." Jerell stoppte abrupt, und Notos konnte geradezu spüren, wie er angestarrt wurde. Der scherzende Ton verschwand aus der Stimme des Kriegers. „Eh, deine Augen..."

„Ich bin blind, ja", erklärte Notos knapp.

„Aber gestern...?", begann Jerell hörbar irritiert.

„War ich es nicht." Notos zuckte nonchalant mit den Schultern. „Passiert. Sollte bald wieder besser sein."

Jerell stieß einen kurzen, ungläubigen Laut aus. „Wilde Sache." Notos sah, wie Jerell seine Hand hob und als flimmernde gelbe Silhouette vor seinem Gesicht rumwedelte.

„Soll ich dich dann zu Perrine bringen? Sie ist verschroben, aber immer noch ein Genie. Vielleicht kann sie dir helfen?"
Notos packte sanft sein Handgelenk. „Mir fehlt meine Sicht, nicht meine Arme.", gab er gutmütig von sich, verdrehte dabei die Augen. „Lass mich irgendwie aushelfen, Jerell." Er schenkte dem Krieger ein Lächeln. „Bitte?"

Jerell musterte ihn bedächtig, mit einem Ernst, der für den Krieger ungewöhnlich war. Aber gerade als Notos nochmal nachhaken wollte, gab Jerell mit einem ergebenen Seufzen nach: „Weißt du was? Hal wollte später eine Versammlung mit den Jägern einrufen, wegen der Angriffe. Daran kannst du bestimmt teilnehmen. Und bis dahin finde ich schon was für dich."

Notos nickte erleichtert, stieß den Krieger dabei freundschaftlich in die Seite. „Danke. Du hast echt was gut bei mir." Jerell lachte darauf und klopfte ihm wohlwollend auf die Schulter, bevor er ihn weiterschob: „Na dann komm, bevor du dir noch die Nase brichst, weil du gegen die nächste Tür rennst." Notos grinste nur, bevor er Jerells Schritten folgte.

--------------------------------------------------------------------------------------------

Jasper ließ seinen Blick über die Lichtung schweifen, das Maul voller Daunen. Heilermädchen! Und die Federmörderin... Er verengte mürrisch die Augen. Gestern hätte sie ihn fast einige gekostet – wenn sie denn zielen könnte. Scheinbar wollte ihr die neue Partnerin seines Gefährten nun damit helfen.

Der kleine Drache verharrte lauernd auf dem Ast, beobachtete die beiden Frauen bei ihrem Tun, legte dabei fragend den Kopf schief. Was taten sie da? Jagen? Aber warum zielten sie dann auf Äste? Das konnten Menschen nicht essen? Und überhaupt, wo war Notos?

Noch eine ganze Weile beobachtete Jasper die beiden ratlos, bevor er dessen müde wurde. Er wartete darauf, bis Nirah ihm wieder den Rücken gewandt hatte, spannte seinen Körper an. Und ließ die Verdeckung seiner Präsenz fallen, bevor er die Heilerin ansprang. Dieses Mal hatte er seine Lektion gelernt und hatte seine Krallen eingezogen. Das machte es aber umso schwerer, auf ihrer Schulter zu balancieren. Nach einer Weile gab er es auf und landete lautlos auf dem Boden.

Kay entkam ein panischer Aufschrei, als sie seine Präsenz spürte, beruhigte sich jedoch, als sie ihn sah. „Notos' Monst- ich meine...Begleiter?", gab sie irritiert von sich.

„Was hat es da im Maul? Sieht fast aus wie..." Kay tätigte einen Schritt auf Jasper zu – und sofort spannte dieser die Flügel an und knurrte. Kay verharrte in ihrer Bewegung.

Jasper ließ seinen Blick zwischen den zwei Frauen hin- und herwandern, bevor er die Heilerin niederstarrte. Erst als er sich sicher war, dass man ihm seinen Fang – ein Rebhuhn - nicht nehmen wollte, stolzierte er zu Nirah, legte den Wildvogel vorsichtig auf dem Boden ab, ohne den Blickkontakt zu ihr zu brechen. Als wolle er sichergehen, dass sie ihn auf jeden Fall beobachtete. Dann setzte er sich, die Flügel sauber zusammengelegt - und platzierte eine Pfote auf dem gefiederten Kopf des Tiers, schloss dabei die Augen. So wie es Nirah damals auch beim Hasen gemacht hatte, den er ihr und Notos gebracht hatte. Ein Moment verstrich, dann öffnete er wieder die Augen, musterte Nirah bedächtig, hob stolz den Kopf und wartete nur darauf, dass man seine Geste entsprechend würdigte.



Antworten

Saphyr

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1075

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 22.12.2024 00:39

Die Decke erstickte Nirahs überraschten Laut, als Notos sie neckte. "Bitte geh schlafen!" stöhnte sie, wohlwissend, dass es keinen Zweck hatte. Immerhin stand Notos nicht mehr so neben sich wie letzte Nacht. Keine Spur mehr von der Stimmung, die ihn erfasst hatte und definitiv keine von was auch immer mit ihr selbst los gewesen war. 
Sie lugte unter aus ihrem Versteck hervor.
"Es ist ein gutes Zeichen." bestätigte sie voller Überzeugung. Es will sagen, dass es die richtige Entscheidung war mit dir zu gehen, Idiot. 

Notos hatte derweil die Hand auf seine Brust gelegt, sinnierte über die Bedeutung der Vision. Mit der Decke immernoch halb im Gesicht, die ihre Worte dämpfte, zischte sie: "Du sollst mir auch nicht helfen sie zu interpretieren. Es ist eindeutig genug, um zu wissen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe es nur...erzählen wollen." Nach jedem Satz wurde ihre Stimmer leiser. Unangenehme Stille erfüllte den Raum. 

Plötzlich lachte Notos. Nirahs schwenkte den Kopf abrupt in seine Richtung, verwirrt von seiner Reaktion. Jetzt wo er es sagte... ja seine Augen waren milchig weiß, wie am Tag ihres ersten Treffens. Sie lehnte sich zu ihm, wie um es sich besser ansehen zu können. "Schon wieder?" murmelte sie, die Augenbrauen zusammengekniffen. "Also hat es nichts gebracht"
Ihre Hand schwebte über Notos, eingeforen in der Bewegung. 

Es klopfte.
Nirah zuckte zurück, versteckte hektisch beide Hände unter der Decke, schlug diese dann schwungvoll zurück. "Ich schätze, das verschiebt unsere Weiterreise, bis du wieder richtig sehen kannst." 

Vor der Tür stand die ältere Dame, die das Haus bewohnte. "Es ist Besuch für euch hier." lächelte sie freundlich. Direkt hinter ihr  trat Kay von einem Fuß auf den anderen. Nirah spähte hinaus, sich vollauf bewusst, dass man ihr den Schlaf noch ansehen konnte. "Hallo Kay. Was gibt es?" 
Kay versuchte irgendetwas zu sagen, aber sie wirkte sehr unentschlossen. "Wie spät ist es?" half Nirah. Das brach wohl den Bann und entlockte Kay ein vorwurfsvolles: "Deutlich nach Sonnenaufgang." Nirah biss sich auf Lippe. Sie hatten schon wieder verschlafen? 
"Verstehe. Warte, ich komme gleich nach draußen. Wir wollten sowieso gerade aufstehen." 

Nirah kehrte zu Notos zurück, Kay wartete draußen. Sie zog sich eilig Schuhe an, kämmte behelfsmäßig ihre Haare und flocht sie in einen Zopf. "Ich schaue wie ich mich nützlich machen kann. Hal wird es sicher nicht gerne sehen, wenn wir untätig herumsitzen. Und du... du könntest zu Perrine gehen, der Heilerin hier. Ihre Methoden sind ungewöhnlich. Vielleicht kann sie dir etwas geben, das hilft... Vielleicht kannst du dich auch umhören nach dem richtigen Weg zu...wohin auch immer du willst. Soll ich Kay fragen, ob jemand dich heute führen könnte oder kommst du zurecht?"


Einige Zeit später lief Nirah an Kays Seite aus dem Dorf. Der Bogen, für welchen Nirah kurz nach ihrer Verabschiedung noch einmal zurück ins Zimmer geeilt war, wirkte beruhigend. Sie hatte sogar einige neue Pfeile erhalten. Seitdem sie von Zuhause aufgebrochen war, hatte sie sich keine ausgiebige Jagd mehr erlaubt.
Wie Kay gestern erwähnt hatte, mussten sich die Kriegerschüler um die Nahrungsbeschaffung kümmern, solange die Krieger mit dem Monster und der Befestigung des Dorfes beschäftigt waren. Es gab es wohl einen bestimmten Grund, wieso Kay Nirah ausgerechnet für diese Aufgabe eingespannt hatte.

"Wusstest du, dass ich lange dachte ich würde Kriegerin werden. So wie du. Ich hatte einen guten Lehrer, der mir das Schießen beigebracht hat. Obwohl alle meinten ich würde niemals die Geduld und Konzentration aufbringen, um eine gute Jägerin zu werden." Nirah lachte leise. "Naja, ich bin dann doch Wächterin geworden. Und um ehrlich zu sein, ich kann nicht wirklich kämpfen. Aber mit dem Bogen kann ich umgehen."
Abwartend beobachtete Nirah die junge Frau von der Seite. Der Wald hier war spärlicher als gewohnt, doch endlich konnte sie sich wieder voll und ganz auf ihn einlassen, ihn genießen. Kay schaute auf den Boden.
"Notos meinte, er würde fragen, ob du mir Tipps geben kannst." Na also. Das war alles, was sie brauchte. 
"Hat er. Ich helfe dir gerne, solange ich noch hier bin." 
Sofort schnellte Kays Kopf nach oben, ihre Schritte wurden schneller und sie grinste. "Wirklich?"
"Mir liegt einiges daran, nicht erschossen zu werden auf der Jagd." erwiderte Nirah. Kays Grinsen vertiefte sich. Nirah schüttelte den Kopf und murmelte leise: "Freu dich nicht zu früh. Es wird dir nicht unbedingt gefallen." 

Inzwischen lag das Dorf ein großes Stück hinter ihnen. Die Luft duftete nach nasser Erde und Regen. Nirah sog den Geruch ein. Sie lehnte sich an einen Stamm, fuhr mit den Fingern über die Rinde. Bevor sie überhaupt nach Spuren suchten, wollte sie sehen was Kay konnte. 
"In Ordnung. Siehst du die Astgabel dort hinten, tu so als wäre es ein Reh. Ziele darauf. Aber nicht schießen." Kay tat wie ihr geheißen.


Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten

Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1157

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 26.11.2024 15:00

Es war wie, als würde man einen Kiesel in einen See werfen. Nur ein paar winzige Wellen, die durch seine Aura drangen. Es reichte, um ihn mit einem murrenden „Hm?" an den Rand des Bewusstseins zu zerren.

Es ist wichtig.

Und dieser drängende Ton reichten aus, um ihn endgültig aufzuwecken. Er blinzelte, seine Hand wanderte sofort zu seiner Schwertscheide – die nicht da war. Seine Hände ertasteten nur Stoff. Es war nicht einmal sein Stoff.

Langsam sickerte die Erinnerung durch die Müdigkeit. Sie waren Kay begegnet. Haben im Dorf ausgeholfen. Und –
Bevor weitere Bilder vor seinem geistigen Auge aufblitzen konnten riss Nirah ihn aus den Gedanken. Ein Schwall aus Wörtern ergoss sich über ihn und er hatte sichtbar Mühe, allem zu folgen. Er verstand nur Fragmente, ehe sie bereits weitersprach. Sie legte eine Hand auf seine Brust, und obwohl die Berührung kurz war, blieb sie ihm als ein warmer, vertrauter Druck im Gedächtnis. Er konnte es so klar heraushören. Ihre übersprudelnde Begeisterung. Ein Schmunzeln überkam ihn. Sie verhält sich gerade so sehr wie Aryll.

Notos blinzelte noch einmal. „Nirah, das... freut mich für dich?", gab er lächelnd von sich, seine Stimme schwankend zwischen aufrichtiger Freude und verschlafener Verwirrung. Für ihn klang es wie ein Traum – aber was verstand er schon von Visionen? Es war wichtig für Nirah. Und damit auch wichtig für ihn.

Plötzlich verstummte sie. Das Gewicht auf seiner Schulter verschwand, er hörte ein Rascheln, dann ihre gedämpfte Stimme. Er sollte alles vergessen und wieder schlafen? Das würde ihr so passen. Er grinste, und piekste spielerisch in das Deckenbündel an seiner Seite. So wie er es bei seiner Schwester auch immer getan hatte, wenn sie nicht aus dem Bett kam „Jetzt hast du mich schon aufgeweckt". Dann lachte er leise, bevor er sich in die Kissen sinken ließ. „Du glaubst also, es ist ein gutes Zeichen?" Er unterdrückte ein Gähnen. Vielleicht will es dir sagen, dass es die richtige Entscheidung war, in diesem Dorf Halt zu machen." Er hoffte, dass es auch die richtige Entscheidung für ihn gewesen war. Er half gerne aus, aber er musste auch nach Hause. Vielleicht hatte Jasper ja inzwischen etwas Glück gehabt.

Aber damit konnte er sich später beschäftigen. Gedanklich kehrte er wieder zu dem zurück, von dem Nirah erzählt hatte. „Ich weiß nicht, ob ich dir mit der Interpretation deiner Vision wirklich helfen kann.... aber ich habe also meine Hände hier gehabt?" Seine Finger berührten seine Brust. „Aber da ist nichts, außer -". Er hielt inne, seine Finger glitten unbewusst über die Stelle, an der sich unter der Kleidungsschicht verborgen das Bildnis eines kleinen roten Vogels seine Haut zierte. Sofort huschte ein Schatten über seinen Ausdruck und Notos schüttelte den Gedanken rasch ab. Nein. Das konnte nicht gemeint sein. Nicht... das.

Er ließ den Rest unbeantwortet, starrte nur nachdenklich in die Dunkelheit – bis ihm ein Auflachen entkam. „Ich wünschte, meine Augen würden glühen. Dann wären sie heute zumindest für etwas gut." Ein Arm legte sich über seine Stirn, ein ergebener, langgezogener Seufzer folgte.

„Werde den Tag wohl wieder blind verbringen."



Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.11.2024 15:25.

Saphyr

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1075

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 24.11.2024 23:35

Nirah erwachte und schlug sofort die Augen auf. Sie sah nicht viel, denn ihr Gesicht war halb vergraben in einer Decke und ihre Stirn drückte sich gegen einen Arm - den sie wie ein Kissen hielt. Seltsam, dachte sie. Irgendwo nahe den Augen wäre es geschickter. Doch sie hatte nicht vor, darüber nachzudenken, denn sie wusste genau wieso sie aus dem Schlaf geschreckt war. Ihr Herz pochte laut.

 

Sie befreite sich aus dem Deckengewirr und drückte sich ruckartig hoch. Tief luftholend setzte sie dazu an drauf los zu reden, nur um umgehend festzustellen, dass Notos ihren Blick nicht erwiderte. Zögerlich tippte sie ihn an, um ihn zu wecken "Notos." sagte sie leise, aber drängend. "Es ist wichtig"

Kaum blinzelte er, sprudelten die Worte aus Nirah heraus. „Ich habe endlich wieder den Wolf gesehen!" Sie lehnte sich aufgeregt rüber. „Dieses Mal ist er auf dem Boden gelegen und hat geschlafen. Ich bin näher zu ihm gegangen und plötzlich warst du auch da. Neben ihm, als würdest du meditieren. Du hattest beide Hände hier" Nirah legte kurz ihre Handfläche auf die entsprechende Stelle über seinem Herzen.
„Dann hast du mich angeschaut und deine Augen haben irgendwie geleuchtet. Du hast etwas gesagt, nur konnte ich gar nichts hören. Jedenfalls..."

Sie stützte sich auf Notos' Schulter ab und lächelte aufgekratzt. "Er hat nicht reagiert aber, ich habe ihn gesehen! Seit du Silberquell verlassen hast, hatte ich keine Visionen mehr. Und du warst noch in keiner einzigen. Ich habe keine Ahnung was es genau bedeuten soll... aber bestimmt ist es ein gutes Zeichen. Vielleicht wird es klarer beim nächsten Mal. Vielleicht wenn wir noch einmal so wie letzte Nacht..."

Nirah erstarrte.
Ihre Erinnerungen an den gestrigen Abend erschienen aus der jetzigen Perspektive betrachtet ein wenig seltsam. Nicht nur ihre Erinnerungen. Was tat sie hier eigentlich? Und was in aller Welt war gestern in sie gefahren? 

Ihre Gesicht wurde heiß. Sie brachte kein Wort mehr heraus, starrte Notos nur mit offenem Mund an. Du stützt dich auf seine Schulter. Eigentlich liegst du fast auf ihm.... Du hast ihn gekrault!
Langsam, als wollte ihr Körper nicht auf sie hören bewegte sich Nirah von Notos weg und in einer einzigen Bewegung glitt sie unter die Decke. Bis ihr Kopf darunter verschwand. Zumindest verbarg das den höchst überforderten Ausdruck, ihr tiefrotes Gesicht und das leichte Zittern. Hoffentlich war Notos noch schläfrig genug, dass es auch die Existenz der letzten Augenblicke - der ganzen verfluchten Nacht - auslöschen konnte. 

"Vergiss den Traum." drang gedämpft Nirahs atemlose Stimme durch den Stoff. "Schlaf noch ein wenig. Ich ...äh...wollte dich nicht wecken." 


Möge das Chaos mit uns sein!
persönliches Chaosarchiv - klick
(=Schreibproben / öffentliche Rollenspiele / Ideensammlung)

Musik des Ordens - klick


Antworten
Erste Seite  |  «  |  1  |  2  |  3  |  4  |  5  |  6  ...  19  |  »  |  Letzte

« zurück zu allen Themen