🎲 Adventskalender 2024 🎲
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Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von random.xme am 06.12.2024 06:1105. Dezember: Egoismus zu Vorweihnachtszeit
"Weihnachten ist scheiße!" lallte Jules missmutig nach dem 2. Glühwein und rieb sich die Hände, obwohl es im Probenraum gar nicht so kalt war. Die anderen waren schon nach Hause gegangen und ich half unserem Leadsänger dabei den Raum aufzuräumen. "Weil wir heute nicht richtig proben konnten?" Fragte ich dann und unterdrückte es die Augenbrauen zusammenzuziehen "Nein...also ja...auch" schimpfte er weiter vor sich her "Das sollte einfach keine Ausrede dafür sein, dem Ehrgeiz schleifen zu lassen. Wir haben es soweit geschafft und jetzt müssen wir noch mehr Arbeit reinstecken, um nach ganz oben zu kommen!" Er seufzte und ich zuckte mit dem Schultern "Aber eine gemütliche Probe hält uns nicht vom großen Erfolg ab" wollte ich ihn beruhigen, aber Jules schien keine anderen Argumente zulassen zu wollen.
"Überall Last Christmas - ich kann dieses scheiß Lied nicht mehr hören. Das ganze Geblinke geht mir auf die Nerven, die unchristlichsten Menschen pilgern in die Kirche und tun so als wäre ihnen der Glauben wichtig. Morgen gehen sie wieder raus und hassen andere Religionen..." Ich zog den Reißverschluss der Gitarrentasche etwas zu laut zu, dass ich den Rest seiner Tirade nicht mitbekam "und was stört DICH an Weihnachten?" Fragte ich dann neugierig "Wo pisst Weihnachten dir persönlich ans Bein, dass du dich so wenig über die Besinnlichkeit der Anderen freuen kannst?" Jules schien wirklich kurz zu überlegen: "Ja die anderen sind ja eben nicht besinnlich, alle machen so viel Stress, man muss Geschenke kaufen, weil man ja sonst ein schlechter Bruder ist! Und überhaupt...immer geht es immer nur ums kaufen kaufen kaufen, ein Fest des Konsums, um den Kapitalismus zu füttern! Für etwas anderes steht das Fest doch gar nicht mehr!"
Jules wurde immer nur dann zum Sozialisten, wenn es ihm gerade selbst in die Argumentation passte. Wenn es um Ticketpreise für unsere Konzerte ging, war er gnadenloser Geschäftsmann und würde den Merch auch am liebsten aus reinem Polyester von Kinderhänden nähen lassen, Hauptsache der Gewinn am Ende stimmt. "Hast du dich schonmal gefragt, ob es daran liegt, wie du Weihnachten für dich selbst gestaltest?" Wollte ich wissen "Du kannst doch machen was du willst. Du musst dir keinen Adventskalender kaufen, du musst niemanden beschenken, wenn du das nicht willst - du kannst die Zeit so schön machen wie es für dich am Besten ist. Wenn du nicht feiern willst, musst du das nicht. Wenn du dich nicht verzaubern lassen willst ist das in Ordnung, aber musst du andere Menschen die den Zauber von Weihnacht in ihr Leben lassen einen Vorwurf aus ihrem Glück machen?" Jules blinzelte verwirrt wie ein 3 Jähriger dem man gerade vom rauen endoplastmatischen Retikulum erklärt und welche Risomen dort wo und wie andocken (scheiß Bio-Leistungskurs im Abi!)
"Es ist voll ok Weihnachten nicht zu mögen. Manchmal denke ich sogar, dass es mehr Weihnachtshasser als Enthusiasten gibt, auch das ist OK - trotzdem fände ich es schön, wenn Menschen sich weniger beschweren und mehr ändern würden. Wenn du keine Lust auf eine gemütliche Glühweinprobe hast, dann musst du uns das vorher sagen, wenn wir absprechen wer was mitbringt. Wenn du niemanden was schenken willst, dann sag ihnen das und trag den Hass nicht über Wochen in dir herum. So etwas macht auf Dauer krank. Ein Schimpfen und Beschweren hat die Welt noch nie besser gemacht. Veränderungen schaffen es" ich schulterte mein Instrument und Jules Wangen schienen noch mehr Farbe angenommen zu haben als vorher "Für mich bedeutet Weihnachten Besinnlichkeit, also besinne ich mich. Es bedeutet Frieden, also trage ich Frieden in meine Welt, es bedeutet Liebe also liebe ich. Was bedeutet Weihnachten für dich? Wie wünscht du dir dein Fest? Wenn du die Antwort kennst, handle danach" erbat ich mir und warf einen Blick auf meine Uhr am Handgelenk "Einen schönen Advent wünsche ich dir. Und bis nächste Woche" verabschiedete ich mich, nachdem Jules nicht mehr viel dazu sagte.
Dinge über die etwas geschrieben steht, existieren. Sie sind nicht immer wahr, aber sie existieren
Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von Sprenkel am 06.12.2024 00:02
6. Dezember
Was würde dein Charakter in die Bewerbung schreiben, wenn er sich als Weihnachtsmann bewerben müsste?
Zeit für die Antwort bis am 8. Dezember um 23:59 Uhr
Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von CheshireCat_86 am 05.12.2024 21:093. Dezember
Grace hatte am Ende des Weihnachtsmarktes nur eine Tüte gebrannte Mandeln ergattert und saß nun einer Bank gegenüber und wartete auf Lady Isabell und Matt. Sie kuschelte sich gerade tiefer in ihren kuschligen Plüschschal, als ihr eine dampfende Tasse vor die Nase gehalten wurde. Sie sah auf und ihr Bruder grinste sie breit an. „Etwas zum aufwärmen.“ Erklärte er ihr und nickte seiner Verlobten zu. Diese setzte sich auf eine mit Pelzen ausgelegten Bank. Grace umschloss mit ihren behandschuhten Fingern die Tasse und atmete den süßlichen Duft ein. Der Alkohol kitzelte ihr in der Nase und sie lächelte ihren Bruder an. Dieser reichte nun Isabelle ebenfalls eine Tasse und ging nochmal an den Stand, um sich selbst eine Tasse zu holen. Als er zurückkam, stieß er mit Isabell an und prostete seiner Schwester zu. Grace nippte daran und erschauderte – ihr war gar nicht bewusst – wie kalt ihr eigentlich war. Schnell nahm sie 2 weitere Schlucke, verbrannte sich die Zunge, aber die Wärme tat SO gut. Doch vielleicht war sie etwas zu gierig, denn sie wurde recht schnell danach schrecklich müde. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut zu gähnen. Sie merkte noch, wie ihr Bruder leise lachte und wohl sie ansprach. Doch sie lächelte nur mühsam. Ihre Zunge fühlte sich fast taub an und sie wurde so schrecklich müde. Sie stellte die Tasse ab und blinzelte, versuchte wach zu bleiben. Gott, sie konnte doch auch ein Glas Sekt vertragen, was war nur los mit ihr? Ihr wurde warm. Sie spürte, wie Matt sie erneut ansprach und ihr Haar durchstrubbelte. Sie sollte schimpfen, dass tat man doch nicht! Doch sie nickte leicht weg…Matt schmunzelte. "Oh wei..." murmelte er amüsiert. Er sah seine Verlobte an. "Wir sollten zurück. Sie mag eigentlich keinen Wein, wahrscheinlich war das doch etwas zu viel für meine Kleine." meinte er und nahm vorsichtig die noch halbvolle Tasse an sich, nippte an seinem Glühwein und zog die Decke fester um die Beine seiner Schwester, damit sie es warm hatte.
Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"
~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~
Catriona McLoid - 5. Dezember
von LuciferDaemonium am 05.12.2024 20:105. Dezember - Chaotic Christmas Spirit
Die Zahlen und Daten hatten die Schottin wieder völlig in ihrem Gewahrsam. Der Alltag war nach ihrer herrlichen Schmück Aktion mit brachialer Gewalt wieder eingetreten. Durch ihren Ausflug nach Russland war nicht nur in der Morningstar Inc. etwas liegengeblieben, auch bei Catrionas Schattenfirma HOPE hatten sich die Verträge, Berichte und Meldungen gestapelt. Mittlerweile musste sie sich diesbezüglich nicht mehr vor Azrael verstecken und die erste Hälfte des Tages hatte er ihr Zeit gegeben, die offenen Angelegenheiten von HOPE zu klären, nachdem sie bereits zig Nachrichten bekommen hatte. Midnight, der älteste Dämon der Unterwelt, hatte sie irgendwann ungehalten angerufen, wo beim Styx sie bliebe.
Mittlerweile saß sie in der Dimension, in welcher sich ihre eigene Firma befand, und arbeitete sich durch die Angelegenheiten auf ihrem Schreibtisch durch. Das schlechte Gewissen, dass es Azrael wohl ebenso erging und sie ihm nicht mal helfen konnte, nagte dabei etwas an ihr. Aber laut ihm war es in Ordnung, da er ebenso von HOPE profitierte. Und nach dem Mittag würde sie ohnehin zu ihm zurückkehren und dort weitermachen. Sie seufzte und strich sich eine gelöste Strähne hinters Ohr, als die Tür sich öffnete. Schritte hörte man keine, doch Catriona musste nicht von ihrem Bildschirm aufsehen, um zu wissen, wer sich ihr näherte. Der bärtige Mann mit den nachtschwarzen Haaren sah aus seinen giftgrünen Augen leicht verärgert zu ihr.
"Dass ihr Baal besuchen geht, ist ja in Ordnung, Cat... Aber du hättest vor vier Tagen schon wieder hier sein sollen. Die ganze Scheiße hat sich nach hinten raus gezogen, weil ihr euch eine schöne Zeit machen wolltet.", brummte er nur tadelnd. Catriona blickte von den Handelsberichten auf und verengte leicht die Augen. Das war nun wirklich etwas unfair von ihm.
"Wir haben eben noch drei Tage bei Baal drangehangen, seine Geschäfte hatten ebenso einen Tag länger gedauert als gedacht. Und gestern hatte ich frei und habe geschmückt, deshalb bin ich nicht hergekommen. Ich bin dabei, die Berichte durchzuarbeiten und Mephisto ist schon auf dem Weg mit Duriel, um die Aetherquelle zu bergen. Wir müssen nur noch das Schiff bereit machen, dann ist alles erledigt.", murrte sie und lehnte sich seufzend in ihrem Stuhl zurück. Midnight schnaubte nur abfällig und verzog das Gesicht.
"Sag bloß, du machst diesen irdischen Schwachsinn von Weihnachten mit?", entkam es dem Schattenwandler schroffer, als der Rotschopf es von ihm gewohnt war. Normalerweise war Midnight gelassener, welche Laus ihm über die Leber gelaufen war, wusste Catriona nicht. Er hatte auch ihre folgenden Worte einfach ignoriert.
"Falls du es vergessen hast, alter Freund... Ich bin immer noch ein Mensch und ja, auch ich würde dieses Jahr gerne Weihnachten feiern. Ich habe es viel zu lange unterlassen, obwohl ich gerade diese Zeit am meisten liebe. Und ich wurde.... daran erinnert, dass es schön sein kann, sich auch mal sterblichen Schwachsinn hinzugeben.", gab sie offen, wenngleich etwas spitz zu. Dass sie es Azrael zu verdanken hatte, dass sie wirklich in Weihnachtsstimmung war, verschwieg sie vorsorglich. Midnight respektierte den Jüngeren mittlerweile, aber noch immer eckten sie hier und da an. Das er aber derart gegen ein menschliches Fest war, verwunderte Catriona. Was war schon dabei, sich etwas mehr Wärme ins Leben zu holen und die Besinnlichkeit der Weihnachtszeit voll und ganz zu genießen? Doch Midnight schien es anders zu sehen. Er schüttelte nur missbilligend den Kopf.
"Wir haben hier mehr als genug zu tun! Die neue Aether Quelle bereitet mir Sorgen, vor allem, weil Michael bereits von ihr gehört hat. Und du sorgst dich um dämlichen Weihnachtsschmuck? Ich dachte, du weißt, was auf dem Spiel steht, Cat. Schlag dir den Unsinn aus dem Kopf und konzentriere dich auf deine Arbeit, das ist wichtiger.", kam es merklich streng und kühl von Midnight, was Catriona unvorbereitet traf. Wollte er ihr gerade verbieten, sich mal ein paar Tage als Mensch zu fühlen? Entgeistert starrte sie ihn an.
"Midnight...", begann sie auch schon aufzubrausen. Als würde sie nicht wissen, wie wichtig ihre Suche nach dem Aether war. Natürlich stand es im Fokus, doch ihre Leute waren bereits dabei, alles in die Wege zu leiten! Aber auch sie brauchte mal eine gottverdammte Pause!
"Ende der Diskussion, Catriona. Wir haben zu tun. Und komme bloß nicht auf die Idee, irgendeinen Kram von diesem Fest hier aufzustellen. Weihnachten ist etwas für unwissende Sterbliche, nicht für Dämonen und Engel. Und auch nicht für dich, immerhin gehörst du ebenso zu uns." Damit ließ Midnight sie einfach sitzen und verließ das Büro. Es war wohl überdeutlich, dass er von dem Fest der Liebe nichts hielt. Aber dass er es ihr ganz und gar verbieten wollte, tat weh. Ihre Bürotür fiel unsanft ins Schloss und wie vom Donner gerührt blieb sie einen Moment lang untätig sitzen. Sicher, Catriona wusste, dass Wesen wie Midnight, ja auch Azrael oder Belial nichts von diesen Festigkeiten hielten. Es war in ihren Augen vielleicht wirklich nur Humbug, wie Scrooge sagen würde. Aber ihr höllischer Boss und selbst Belial hatten sich dazu herabgelassen, ihr zuliebe mitzumachen. Und Midnight riss sie gewaltsam wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Als hätte sie kein Recht, ein Mensch zu sein, nur weil sie mittlerweile unter den Dämonen und Engeln lebte. Frustriert knurrte sie leise. Sie wollte es sich nicht verbieten lassen. Das konnte Midnight vergessen! Sie würde Weihnachten feiern... Irgendwie...
Ihre gute Laune des gestrigen Tages war hinüber, als sie am frühen Nachmittag - viel später als gewollt - auf der obersten Etage des Glastowers ankam. Lustlos stellte sie ihre Handtasche neben ihrem Schreibtisch ab. Zumindest brachte sie der Umstand, dass sie diesmal nicht auf dem Chefsessel saß, leicht zum Schmunzeln, das schnell wieder von Midnights mieser Laune überschattet wurde. Eigentlich müsste sie sich auch gleich an ihre Arbeit hier machen. Doch ihre grauen Augen blieben an dem Weihnachtsbaum hängen, den Azrael und Belial wohl wirklich aufgestellt hatten. Wieder war er rot und blau geschmückt, nur mit einigen dieser schrecklichen Engelsfiguren versehen. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Selbst hier war die Wärme des Dezembers angekommen.
Azrael rief sie bereits herein, ohne dass sie klopfen musste und hatte sie wie immer schon vorher gespürt. Er blickte wenig begeistert von den Papieren auf, die ihn zweifellos den ganzen Vormittag verfolgt hatten und schien fast schon froh, sie zu sehen. Dann konnte er zumindest mal zwei Minuten etwas anderes tun.
"Konntest du alles klären?", wollte er gleich neugierig wissen, immerhin war er in die Sache mit der Aether Quelle involviert.
"Soweit ja. Sollte alles nach Plan verlaufen. Außer der werte Herr Schattenmann mutiert einmal mehr zum Sklaventreiber.", schnaubte sie unzufrieden und ließ sich auf dem Stuhl vor Azraels Tisch fallen. Er zog fragend eine Braue an, unterschrieb den Vertrag vor sich und legte den Stift zur Seite.
"Was denn? Hat Midnight schlechte Laune?", wollte er grinsend wissen und Catriona verdrehte leicht die Augen.
"Zehn Punkte. Er ist mies drauf, weil wir drei Tage länger bei Baal zu Gast waren und ich gestern nicht vorbeigekommen bin.", schnaubte sie und ihre Frustration war nur zu deutlich.
"Er ist eindeutig der Grinch. Er wollte mir verbieten, die Weihnachtszeit zu genießen, weil ich ja nicht mehr zu den anderen Sterblichen zähle. Dieser Mistkerl, was glaubt er eigentlich, wer er ist? Ich bin trotzdem noch ein Mensch und ich werde dieses Jahr verdammt nochmal Weihnachten genießen! Ich kann mich später auch noch totarbeiten!", brauste sie auch schon auf und regte sich vor Azrael wild gestikulierend auf. Der Höllenherrscher ließ ihren Frust erstmal vorübergehen, immerhin kannte er ihr Temperament mittlerweile zu genüge, auch wenn er sich ein belustigtes Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Ihr schien diese Weihnachtssache ja wirklich wichtig zu sein.
"Der Grinch war dieses grüne Ding, oder?", fragte er irgendwann einfach zwischen ihre weiterführende Schimpftirade hinein und schaffte es damit, ihrem nicht enden wollenden Wortschwall Einhalt zu gebieten. Selbst ihr Temperament verpuffte in dem Moment und sie sah ihn aus großen Augen an, ehe sie nun doch lachen musste.
"Sag bloß, du hast den Film nie gesehen? Mit Jim Carrey?", gluckste sie vergnügt und begegnete nur einem ratlosen Blick.
"Ich dachte, du bist wasweißich wie alt?", stichelte sie ein wenig und Azrael schnaubte nur.
"Ich hatte besseres zu tun als jeden Film zu schauen, der herausgebracht wurde. Und für gewöhnlich schaue ich keine weihnachtlichen Filme.", gab er nur zurück. Catriona schmunzelte noch immer leicht.
"Es ist der Film mit dem grünen Wesen.", nickte sie und beantwortete seine Frage damit.
"Und Midnight ist definitiv wie der Grinch... Ich meine... ich weiß, Wesen wie euch geht sowas sicherlich am Arsch vorbei, was Menschen für Feste feiern. Noch mehr, wenn sie heiligen Ursprung sind, aber... muss man dann so...so..." Sie suchte nach einem passenden Wort.
"...wie der Grinch sein?", beendete Azrael ihren Satz und sie nickte eifrig. Er grinste nur, tippte mit zwei Fingern nachdenklich auf das schwere Holz des Tisches.
Und dann kam er. Den Ausdruck, den sie schon oft gesehen hatte und nie bedeutete er etwas Gutes. Das jungenhafte, spitzbübische Blitzen von Vorfreude in seinen Augen, dass sich rasch über sein Gesicht ausbreitete.
"Oh nein...", entkam es ihr in übler Vorahnung. Fast schon gekränkt sah Azrael zu ihr.
"Ich hab doch noch gar nichts gesagt!", beschwerte er sich und Catriona rieb sich die Schläfen.
"Du schaust jedes Mal so, wenn du eine katastrophale Idee für jede Menge Probleme und Chaos hast.", stellte sie nüchtern klar. Azrael griff sich gekünstelt an die Brust.
"Autsch. Dass du so von mir denkst nach all der Zeit!", grinste er, doch die Begeisterung kehrte schon wieder in seine Züge zurück, als er aufsprang. Offenbar hatte jemand nur einen Ausweg aus dem Fegefeuer des Papierkrams gesucht. Azrael kam um den Tisch herum, offenbar völlig erpicht darauf, seine Pläne mit ihr zu teilen. Catriona musste darüber nur in sich hinein lächeln. Irgendwie mochte sie diese Seite an ihm viel zu sehr, es versprach jedes Mal Spaß und Aufregung.
"Wir könnten Midnight umstimmen, ganz unschuldig natürlich.", begann er auch schon sogleich und Catriona hob nur eine Braue.
"Und wie? Willst du ihm den Geist der Weihnachten zeigen? Wie beim Grinch?", fragte sie leicht spöttisch. Azraels Grinsen wurde nur noch breiter.
"Wäre doch gar nicht abwegig, meinst du nicht?" Catriona verstand nicht und er beugte sich leicht zu ihr herunter.
"Wir sorgen dafür, das jede Ecke deiner Firma nach Weihnachten schreit, allem voran Midnights Büro. Umgeben von all dem Zauber kann er doch schlecht nein sagen, denkst du nicht?", fuhr er fort und seine Augen funkelten bereits in diebischer Freude. Catrionas Mundwinkel zuckten bereits.
"Nun, an Weihnachten geht es darum, Freude zu teilen. Es wäre nicht fair von uns, wenn wir Midnight außen vorlassen würden.", stieg sie mit einem schalkhaften Lächeln ein. Zufrieden nickte Azrael.
"Das wäre es absolut nicht.", pflichtete er ihr bei.
"Und zufällig ist er vorhin nach Amerika aufgebrochen und wird wohl bis heute Abend beschäftigt sein.", fuhr Catriona unschuldig fort. Sie sahen einander schweigend an, im stillen Einverständnis, die Missetat zu begehen.
"Worauf warten wir dann noch? Wir haben keine Zeit zu verlieren! Ruf Ezekiel an, der hilft bestimmt mit Freuden.", klatschte der Dämon begeistert in die Hände.
[...]
Midnights Büro glitzerte in bunten Lichterketten, die langsam blinken. Mehrere Figuren waren verteilt und natürlich stand eine der kitschigen Engel genau auf seinem reich geschmückten Schreibtisch. Azrael war nur schwer zu bremsen gewesen und kaum hatten sie Ezekiel von ihrem Vorhaben erzählt - vielleicht etwas geflunkert, dass Midnight darum gebeten hatte- half ihnen der Engel freudestrahlend wie ein kleines Kind. Wenigstens einer der Weihnachten liebte. Selbst ein paar weitere Mitglieder von HOPE waren neugierig geworden, was der Tumult sollte und sich lachend dem Schabernack angeschlossen, den Catriona und Azrael ausgeheckt hatten. Manche kauften es ihnen ab, dass Midnight eingebunden war, aber gerade die dämonische Fraktion rochen den Braten sofort. Ein Grund mehr, um mitzumachen und es wurde Dekoration aus allen Pforten hergeholt. Jeder hatte mitgeholfen, dass man in Midnights Büro wohl kaum noch arbeiten konnte, ohne durchzudrehen. Irgendjemand hatte sogar Lametta über die Artefakte des Schmugglers gelegt. Girlanden, Kugeln, schöne Schmuckbögen... Alles fand irgendwo seinen Platz, dass es ein kitschiges Chaos ergab. Eine Figur des Grinch hatte Catriona als Geschenk verpackt auf dem schwarzen Holz des Tisches abgelegt. Stolz auf ihr Werk lehnte sie sich schließlich gegen Azraels Seite und feixte zu ihm hinauf.
"Ich würde sagen, wir haben uns selbst übertroffen. Hätte nicht gedacht, dass so viele helfen würden.", meinte sie stolz. Dass sie die Arbeit dafür sausen ließen, war es ihr allemal wert. Azrael war nicht minder zufrieden als sie und nickte eifrig. Er hatte die letzten zwei Stunden nicht mehr aufgehört, süffisant zu grinsen.
"Verstecken wir uns und warten auf seine Rückkehr?", wollte sie dann verschwörerisch wissen. Azrael lachte auf.
"Ich dachte, du fragst nie.", grinste er und gesagt, getan. In einer Ecke des Raumes verhüllte Azrael sie beide vor neugierigen Augen. Gegen Midnight würde die kleine Illusion nicht viel bringen, aber für den Schockmoment würde es reichen.
Es dauerte auch nicht lange, ehe sich zischend eine Pforte als Riss in diesem Zimmer bildete und der Schmuggler hindurchschritt. Schatten woben tanzend um seine Gestalt, die Zigarre wie gewohnt im Mund, doch kaum sah er von seinem Handy auf erstarrte Midnight. Die Zigarre fiel zu Boden und er stand inmitten des bunt geschmückten Büros wie versteinert, das Gesicht absolut fassungslos. Seine Augen waren geweitet in Schock, als er sich langsam drehte und versuchte zu verstehen, was passiert war. In diesem Moment öffnete Ezekiel die Tür und strahlte.
"Midnight! Ich bin so froh, dass du dieses Jahr sogar Weihnachten feiern willst!", rief der manchmal naive Engel freudig aus. Der Schattenweber verstand absolut nichts mehr.
"Was beim Abyss ist hier los?", donnerte er auch schon los und Ezekiel verzog fragend das gesicht.
"Catriona und Azrael haben gesagt..." Weiter kam Ezekiel nicht, Midnight hatte die Präsenz der Übeltäter gespürt und sein zorniger Blick lag auf den beiden, die sich kaum noch halten konnten vor ersticktem Lachen.
"Lauf!", rief Azrael Catriona nur zu, griff kurzerhand ihre Hand und hastete aus dem Büro an einen überrumpelten Ezekiel vorbei.
"AZRAEL! CATRIONA!", grollte noch Midnights Stimme durch die gesamte Dimension von HOPE. Doch Azrael brachte sie rasch in Sicherheit, während ein paar der Angestellten ihnen noch belustigt hinterher riefen, sie sollten untertauchen. Einen Wimpernschlag später landeten die beiden in Azraels Büro, die Schottin dabei etwas außer Atem von ihrer Flucht. Dort konnte sich Cat nicht mehr halten und brach in schallendes Gelächter aus, die Tränen bereits in den Augen.
"Hast du sein Gesicht gesehen?", brachte sie zwischen dem Gelächter hervor, in das Azrael nur zu gerne einstimmte.
"Es war voller Freude, da bin ich sicher.", lachte er nur durch und durch amüsiert. Wann sah man immerhin das Urgestein der Hölle derart vor den Kopf gestoßen?
"Er wird uns umbringen, das weißt du.", gluckste Catriona, die sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.
"Ich bin flink, ich entkomme dem alten Mann schon.", grinste er breit.
"Und was ist mit mir?", empörte sich Catriona scherzhaft und Azrael schmunzelte.
"Ich pass schon auf, dass er dich nicht erwischt." Sie wechselten ein weiteres Grinsen und mussten schließlich abermals lachen, machten sich über Midnights Reaktion lustig, bis Catrionas Wangen schmerzten und das angenehme Ziehen durch ihren Bauch ging, dass durch die diebische Freude gekommen war.
Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von MioSan am 05.12.2024 12:46Ivy Raveena, 26, Soul Huntress (Geister-Dämonenjägerin), blasse Haut, weißes Haar, weiß-silberne Augen ohne Pupillen
Tür 4: Wie würde dein Charakter seine Wohnung weihnachtlich schmücken? Oder würde er auf jeden Fall auf Weihnachtsschmuck verzichten?
Ivy hatte nie wirklich einen Ort gehabt der ihr Zuhause hätte sein können. In ihrer Heimat Rumänien lebte sie auf einer verfallenen Burg, doch dies war kein Ort an dem sie sich willkommen gefühlt hatte. Als sie dann mit ihren Vater als Teenager nach San Francisco zog, hatte sie sich ein recht schlichtes Zimmer im 3. Stock des Hauptquartiers der Hunter eingerichtet. Doch dieses Zimmer diente nur dem Zweck. Es war chaotisch, abgedunkelt , besaß die Standartmöbilierung der Hunter und wurde nur persönlich, mit dem Touch von zig Zeitungsartikeln und Aktenstapeln über Paranormale Ereignisse. Ihrem Kameraequipment, ihren Waffen und dem schiefen Kaffeeturm von Pisa. An der Tür fand man Absperrband sowie Warnschilder mit den freundlichen Worten " Get out!" "do NOT enter" "die!" und das einzige Andenken an ihre Familie waren das Tagebuch ihres Vaters und ein Amulett ihrer kleinen Schwester. Sie hatte auch überlegt mal zur Abschreckung eine Voodoo-Puppe an die Tür zu hängen, doch da sie das Zimmer meist eh nur für ungestörte Recherchen nutze, hatte sie den Gedanken verworfen. Zwar verdiente sie als Soul Huntress überdurchschnittlich gut, aber Ivy hatte nie den Drang gehabt sich etwas richtiges zu suchen. Zumal sie, sowieso ständig unterwegs war. So auch heute. Das HQ war bereits festlich geschmückt, nur Ivys Zimmer war unberührt. Viele gingen davon aus, das Ivy schlichtweg ein Weihnachtshasser war und sie konnte es ihnen nicht verübeln. Ivy war nunmal nicht ohne Grund als die Eisprinzessin bekannt, die mysteriöse Huntress die immer alleine unterwegs war. Zum Teil kam ihr Ruf von ihren weiß-silbernen Augen ohne Pupille, dem unverwechselbarem Erkennungsmerkmal jener weniger Soul Hunter, zum anderen distanzierte sie sich oft und/oder streute absichtlich Fehlinformationen über sich. Nur die wenigsten lies sie nah genug an sich heran, aber das waren dann auch die Leute für die sie sterben würde. Umso kurioser war es nun, als man sie dabei beobachten konnte wie sie Kisten mit Dekozeug, in ihren SUV lud und dann losfuhr. Sie mochte zwar kein "richtiges" Zuhause haben, aber es gab Orte die sie liebte. Orte, die von Geistern und Dämonen nur so beherrscht wurden und gerade zur Weihnachtszeit, stattete sie ihnen einen Besuch ab. Ein altes Farm House, ein Lost Place, am Rande San Franciscos war ihr Ziel. Bereits auf dem Weg, konnte sie durch ihren Seelenblick die Toten sehen. Wie sie durch die Straßen zogen, sich neben ihren Liebsten stellten und ihnen halfen ohne bemerkt zu werden. Wie sie lachten, Geschenke verpackten oder Lieder stimmten, ganz egal in welcher Welt, aber Festlichkeiten brachten die schönsten Momente hervor. Manchmal verlor Ivy sich in diesem Schauspiel, war es für sie vergleichbar mit einem Gemälde. Schwarz-weiß-graublau war die Welt der Geister, farbige Akzente gehörten den Lebenden. Ivy sah beide Welten, wobei die Geisterwelt jedoch stärker vertreten war. Auch als sie am Haus ankam, war der Schleier der Geisterwelt stärker, als die der Lebenden. Vor ihr stand ein altes Farming House, eine Blockhütte mit eingeschlagenen Fenstern, verlorenen Dachziegeln und verwildertem Garten. Doch im Gegensatz zum Haus, waren die Bewohner voller Leben, ironisch wenn man über Geister sprach. Ivy parkte ihren Wagen, nahm die Kisten und schleppte sie nach und nach ins Haus. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen als sie merkte das die Geister sie neugierig beobachteten, und die Geister wussten, das Ivy sie sehen und hören konnte. Gleichzeitig wussten sie aber auch, das Ivy die einzige der Hunter war, die ihnen gefährlich werden konnte. Doch Ivy hatte nicht vor die Geister für immer auszulöschen, zumindest nicht solange sie keine Gefahr für Menschen wurden. Heute war sie allerdings nicht in ihrem Job unterwegs. Der Empfangsraum war recht klein gehalten, die Möbel genauso verfallen wie der Rest des Hauses und bei jedem Schritt knirschten die Dielen unter ihren Füßen. Sie ging an einer alten Galerie vorbei, kannte den Weg blind. Die Geister folgten ihr, manche schüchterner andere wiederum neugierig. Ivy bog nach links ab und betrat ein großes Wohnzimmer, das den Charme der Zeit in sich hatte. Spinnen hatten den Kamin für sich beansprucht, der runde Teppich mit den verblichenen Farben gehörte den Mäusen und die sonstigen Möbel hatten sich zu perfekten Staubfängern entwickelt. Das Mondlicht schimmerte durch die zerbrochenen Fenster, tauchte den Raum in eine noch gespenterische Atmosphäre. In der Mitte hatte Ivy eine kleine Tanne aufgestellt und fing nun an ihre Kisten auszupacken. Anstatt Christbaumschmuck, holte sie Kerzen, Plastikgeister und Knochen hervor. Manche der Halloween Artikel schwebten auch selbständig an den Baum und gemeinsam mit den Geistern leerte sie die Kisten. Alles geschah in absoluter Stille, nur das Ticken einer alten Kuckucksuhr verriet das sie noch in der realen Welt war und nicht gestorben. Ivy hatte die Tradition ins Leben gerufen, weil sie als Soul Huntress wusste das die Seelen kostbar waren. Das man ihnen Gehör schenken konnte ohne Angst haben zu müssen. Als Soul Huntress war sie die Brücke zwischen dem jenseits und dem hier. Gerade weil Soul Hunter weltweit so rar waren, nahm sie ihre Aufgabe umso ernster. Nachdem auch die letzten Plastikgeister und Candycorns den Baum schmückten, holte sie Hexenhüte in verschiedenen Größen hervor. Diese reichte sie den Geistern, bevor sie sich zum Kamin begab. Die Deko war nicht zufällig gewählt denn Ivy hatte zugehört. Halloween war für die Geister heiliger als Weihnachten oder die Rauh Nächte. Doch damit wirklich alle glücklich wurden, wurde zumindest der Kaminsims mit lila Lametta und Schneekugeln dekoriert. Als auch diese Arbeit fertig war, wurden die Kerzen entzündet. Ivy trat zurück, beobachtete den seltsamen Mix aus Spooky-festive und lies die Geister sich austoben. Sie warf ein Häkelset in die Ecke eines wippenden Schaukelstuhls und konnte beobachten wie der alte Geist anfing mit seiner Arbeit. Mit einem lächeln wand sie sich ab, überlies es den Geistern zu feiern und nahm sich einen Moment um an ihre Freunde zu denken. Denn das, waren die wenigen Menschen, die sie als Zuhause betitelte. Sie dachte an Amaretto (Amaro), und wie er eine Panikattacke bekommen würde, wenn er wüsste das seine hässlichen Weihnachtspullis von Geistern gehäkelt wurden. Sie dachte an Phobia (Phobos), der von Ivy jedes Jahr eine Tasse in den komischsten Formen bekam. Dachte an ihre Schwester Dakaria und ihren Vater, die beide irgendwo unter den Geistern waren und an Jade. Jade ihre Soul Huntress Kollegin, die durch ihren letzten Auftrag in eine Spezialklinik gebracht wurde. Und dann dachte Ivy noch an Arden. Letztere hatte sie erst kürzlich kennengelernt und doch spürte Ivy eine enge Verbindung. Als hätte sie ihre beste Freundin gefunden. Ivy lugte zu einer der Schneekugeln mit einem kleinen Engel darin, nahm diese an sich und lächelte. Weihnachten konnte kommen~
In längst vergangenen Zeiten , so heißt es, war Eudena von geflügelten Kreaturen bewohnt. Grimmige Drachen, feuerrote Phönixe, mächtige Greife und anmutige Pegasi. Sie waren begehrt, denn seien wir ehrlich, wer von uns hatte noch nicht vom Fliegen geträumt? Mit Händen und Seilen und Speeren waren die Menschen hinter ihnen her, wollten sie besitzen, wollten ihre Macht für sich beanspruchen. Doch geflügelte Wesen ertragen das Gewicht von Ketten nicht. - Buch: Nightbirds - der Kuss der Nachtigall
Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von Sprenkel am 05.12.2024 05:42
5. Dezember
Mag dein Charakter Weihnachten? Schreibe einen kurzen Dialog zwischen deinem Charakter und einem NPC, der die gegenteilige Meinung vertritt über das Thema Weihnachten.
Zeit für die Antwort bis am 7. Dezember um 23:59 Uhr
Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von tintenfeuer am 04.12.2024 23:06Tür 4: vom zehnjährigen Jubiläum einer schmucklosen Weihnacht / ein schöner Dezember
tw: Verlust/Tod von engen Verwandten
Es war Dezember.
Ardens Nachbarin hatte eine Flasche Bratapfellikör auf ihrer Fußmatte hinterlassen. Sie hatte grade überlegt, sie als Dankeschön zu sich hereinzubitten, ein Einfall, den sie schnell wieder verworfen hatte, da war ihr aufgefallen, dass es in dieser Weihnachtszeit ein Jubiläum geben würde.
Seit zehn Jahren hatte sie sich geweigert, zu schmücken.
Weihnachten war damals ein großes Ding gewesen. Damals. Tannenbäume und Christbaumkugeln und Lametta und Kerzen, von Gardinenstangen herabhängende Sterne, leise laufende, längst totgespielte Weihnachtsschnulzen und ein subtiler Duft nach Zimt und Kardamon, der in ihr heute nur noch Übelkeit auslösen würde. All das und mehr erzählte die Geschichte eines Elternhauses, das bloß noch in blassen Bildern in ihrem Kopf fortbestand, nur in nebligen, an den Rändern weich und grau werdenden Schnipseln. Ein fernes Märchen mit so vielen Rissen, dass das Motiv sich grade noch gut genug erkennen ließ, um heute ausschließlich in Verbindung mit Schmerz fortzubestehen, mit leisem, stetigem Brennen in Brustkorb und Magengrube, subtilem Zittern in kalten Fingerspitzen, trockenen Mundhöhlen und noch trockeneren, schon so lange keine Tränen mehr hütenden Augen.
Sie wollte nie wieder schmücken, das hatte sie gewusst, seit ihr Märchen riss. Hatte sich an anderes geklammert, an so viel Wut, so viel Hass, so viele wunde Knöchel, anstelle von Schönheit.
Jetzt saß sie hier, in ihrer kahlen, blanken Wohnung, umgeben von Umzugkartons und Stille und Leere, und begriff, dass sie voll und ganz alleine war. Und da hatte sie für einen stillen, stechenden Moment keine Kraft für Hass. Hatte nicht länger ein Ziel, dem sie ihn leichtfertiger entgegenschleudern könnte als sich selbst. Hatte keinen Bruder, vor dem sie sich dafür schämen könnte, etwas anderes zu fühlen als kalte Wut. Als würde sie auf das Andenken ihrer toten Eltern spucken, wenn sie zu dieser einst heiligen, jetzt gottlosen Zeit mehr empfinden würde als das stetig anschwillende Verlangen nach Rache.
Doch heute war etwas anders, heute tat sie genau das. Heute spukte sie auf das Anwesen ihrer Eltern, vergaß die Gräueltaten ihrer Feinde, verlor ihren selbstdefinierten Lebenssinn für ein paar lange Momente aus den Augen. Sehnte sich nicht nach Wut und Hass und wunden Knöcheln. Sehnte sich stattdessen nach ein bisschen Schönheit.
Es war ein seltsames Gefühl. Fremd und einnehmend und ebenso banal hoffnungsvoll wie schmerzlich zugleich. Raubte ihr den Atem, der nichts weiter war als ein überholter, längst überflüssig gewordener Instinkt. Es lähmte sie, ließ sie hier verharren, in der Dunkelheit, und Sekunden wurden zu Minuten, wurden zu Stunden, unschlüssig, so lange war sie unschlüssig, wohin mit allem, was sie wollte und allem, was sie sich verbat.
Und sie kam zu dem Entschluss, dass sie sich nach etwas sehnen konnte, ohne ihrem Verlangen nachzugehen. Dass sie nichts konnte für ihre Wünsche, wohl aber für ihre Taten. Sie dachte daran, dass Weihnachten gestorben war, als ihre Eltern starben. Dass sie keine Familie mehr hatte, für die es sich zu schmücken lohnte, nicht einmal mehr Noel. Dass es gut war, nicht zu schmücken. Dass sie sich zu leer und zu unbehaglich fühlte, mit all dieser Sehnsucht an Stellen, an denen Hass sie so viel mehr zu wärmen vermochte. Dass sie die Sehnsucht nur für eine Weile aushalten müsste, ehe sie dahinziehen würde. Dass es schlimmer wäre, sich von Bäumen und Lametta und Zimt an alles erinnern zu lassen, das fort war, als direkt auf alles zu verzichten, alles zu verdrängen, zu verstoßen aus ihrem Kopf, zurück in die Vergangenheit, in die es gehörte.
Es war nach Mitternacht, als sie an die Tür trat und den Bratapfellikör ihrer Nachbarin von der Fußmatte ins Wohnungsinnere holte.
Sie schmückte nicht.
Stattdessen fanden ihre Finger wie von selbst Amaros Nummer in ihren Kontakten. „Ich hab schon wieder Alkohol da und mir ist nicht danach, ihn auszukotzen. Interesse?", tippte sie. Ein Neuanfang, dachte sie. Vielleicht, vielleicht waren er und Ivy und die anderen Jäger ein Ticket in eine Zukunft; eine Route, die sie aus den kläglichen Resten ihrer Vergangenheit herauszuführen vermochte.
Es war paradox, dass ausgerechnet in Amaros Jackentasche ein hölzener Engel auf sie und ihre kahle Wohnung wartete.
Und sobald sie später in ihrem Bett liegen und schlaflos der Zimmerdecke entgegenstarren würde, würde kurz der Gedanke ihren Kopf streifen, dass sie eines Tages vielleicht beides haben, dass sie eines Tages vielleicht beides sein könnte. Das Weihnachten, das Leben, das Mädchen von gestern - Und auch das von Morgen.
Vielleicht wartete irgendwo in der Unendlichkeit ein schöner Dezember. Sie hatte nicht den Mut, wahrhaftig daran zu glauben. Doch in ihrer Brust flimmerte für ein paar Momente ein Funken Hoffnung, eine wage Vision, die ferne Skizzierung eines Traums. Und für diese Weihnachten war das genug.
Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von Alaska am 04.12.2024 20:36Tür 4 Wie würde dein Charakter seine Wohnung weihnachtlich schmücken? Oder würde er auf jeden Fall auf Weihnachtsschmuck verzichten?
Amaro Alvarez
.. lebt in einem rund 50m² großen Zimmer mit eigenem Bad in einem der weltweiten Hauptquartiere für Hunter in San Francisco. Das HQ befindet sich in einem alten, historischen Gebäude am Stadtrand. Die Wände aus freiliegendem Mauerwerk seines Zimmers sind dunkel, teils von der Zeit gezeichnet, und der Boden besteht aus kühlen, gemusterten Fliesen, die bei jedem Schritt leise hallen. Vor seinem Bett hat er einen dicken, schwarzen Teppich ausgebreitet, in dem Versuch, die vom Boden heraufkriechende Kälte etwas zu mildern.
Über dem Bett hängt ein einfaches Regal, bestückt mit Jagdutensilien: Dolche, ein paar kleinere Waffen, ein Bündel Lederriemen und ein abgegriffenes Notizbuch.
Ein schwerer Holzschrank an der gegenüberliegenden Wand beherbergt Amaros Kleidung, überwiegend in dunklen Farben und robusten Materialien – man kann nie wissen, was der Tag für einen bereithält. Daneben steht eine Kommode, auf der einige persönliche Gegenstände liegen: ein leicht abgenutztes Foto, das sein jüngeres Ich neben einem anderen jungen Mann stehend und grinsend zeigt, sowie ein paar leere Patronenhülsen.
Eine weitere Wand wird von einem schweren Holztisch und einem dazu passenden Stuhl eingenommen. Auf dem Tisch stapeln sich Papiere, Karten und alte Bücher mit Symbolen und Texten in verschiedenen Sprachen. Ein einziges, großes Doppelfenster spendet dem großen Raum Tageslicht, sofern es nicht von den waldgrünen Vorhängen, die zumeist je mit einer silbernen Vorhhangklammer zurückgehalten werden, verdeckt wird.
Amaro ist kein Mann, der großen Wert auf Dekoration legt, aber zur Weihnachtszeit macht er eine Ausnahme – eine kleine. An der Tür hängt ein schlichter, dunkler Kranz aus Tannenzweigen, der nur mit einer roten Schleife verziert ist.
Auf dem Fensterbrett seines Fensters legt er einen weihnachtlichen Pullover aus – ein Geschenk von Ivy, der Geisterjägerin des San Francisco Quartiers. Zu jenem gehörte auch eine Flasche Amaretto, mit einer alten, schlaff hängenden Schleife um den Flaschenhals. Der Mandelschnaps wurde natürlich längst geleert, hat aber noch immer nicht seinen Weg in die Tonne gefunden. Der Schnaps war eine Anspielung auf Ivys liebsten Wortwitz, für den sie seinen Namen nutzte. Sie hat ihm beide Gegenstände vor Jahren gegeben, und obwohl er behauptet, sie seien nur ein sentimentale Staubfänger, holt er sie jedes Jahr zur Weihnachtszeit wieder hervor.
Darüber hinaus zündet er, wenn er in der Stimmung ist, ein paar Kerzen mit Zimt- oder Tannenduft an. Manchmal ist es weniger Weihnachtsstimmung als vielmehr ein Versuch, den Raum ein bisschen wärmer wirken zu lassen – für ihn selbst oder vielleicht für den ein oder anderen, seltenen Besucher.
IF THERE'S A GOD I'M GOING TO MAKE HIM CRY
Catriona McLoid - 4. Dezember
von LuciferDaemonium am 04.12.2024 19:454. Dezember - Rot oder Blau, das ist hier die Frage
Catriona stand alleine in ihrer Wohnung, mittlerweile wieder in London angekommen. Ihre Sachen von ihrer Reise nach Russland waren bereits in der Waschmaschine und die Schottin stand unschlüssig vor einem großen Umzugskarton, auf den mit schwarzem Edding 'Christmas' stand. Er war eingestaubt, schon mehr als alt und eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr aus ihrem Keller geholt worden. Jetzt stand er hier, inmitten ihres geräumigen Wohnzimmers. Und sie wusste nicht, ob sie es wirklich tun wollte oder nicht. Catriona hatte seit ihrer Beförderung nicht mehr geschmückt. Zum einen, weil sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie halten durfte und zum anderen, weil ihr Bruder ohnehin ein schlimmeres Schicksal als den Tod erfahren hatte. Kilian hatte eigentlich jedes Jahr mit ihr geschmückt und sie hatten die Zeit mehr als nur genossen, trotz der Streitereien und dem Gezanke. Seit er ein Dämon war, wusste er nicht einmal mehr, wer sie war. Vielleicht hatte sie deshalb den Weihnachtsschmuck nicht mehr angefasst. Zu viele Erinnerungen hingen daran... Sie biss sich auf die Unterlippe und rang sichtlich mit sich selbst. Einerseits hatte ihr kleiner Ausflug mit Azrael dafür gesorgt, dass sie endlich mal wieder in Weihnachtsstimmung war, andererseits fühlte es sich falsch an, alleine zu schmücken. Frustriert stöhnte sie auf und ließ sich auf die Couch fallen. Zu allem Übel war es ihr gegenüber Azrael auch noch rausgerutscht, dass sie ja am liebsten schmücken würde. Warum beim Höllenfeuer hat sie ihm das im Flugzeug nur gesagt? Er hatte nicht weiter darauf reagiert, nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, es wäre ihre Entscheidung. Was sollte es auch einen Dämon interessieren, ob sie schmückte oder nicht? Es musste noch der Restalkohol des gestrigen Abends gewesen sein. Catriona raufte sich ihre roten Haare und sie starrte eine lange Zeit nur abwägend ins Leere.
Zumindest solange, bis sie selbst durch ihre geschlossene Tür das Gezanke mitbekam, was draußen herrschte. Misstrauisch zog sie beide Brauen zusammen und runzelte leicht die Stirn. Wer stritt sich genau vor ihrer Wohnung? Hoffentlich nicht irgendwelche Leute, die nach Spenden bettelten. Das würde ihr gerade noch fehlen... Seufzend erhob sie sich mit säuerlichen Blick und zupfte ihr Strickkleid ein wenig zurecht, ehe sie schwungvoll die Tür auffriss, um den Pennern zu sagen, dass sie sich verpissen sollten. Doch ihr blieb jedes Wort im Hals stecken, als sie sah, wer da vor ihrer Tür stand.
"Du kannst ja gerne wieder gehen, Azrael.", schnaubte Belial gerade mit giftigem Blick.
"Das würde dir wohl so passen, was? Geh wieder deine Fische füttern, Belial.", entkam es ihm mit zuckersüßem Grinsen und kaltem Spott. Belial holte gerade tief Luft, als Catriona ihren ersten Schock überwunden hatte.
"Was macht ihr beiden denn hier?", wollte sie baff wissen und starrte sowohl die Höllenfürstin des Neids als auch Azrael mit großen Augen an. Die beiden hielten in ihrem Gezanke inne und sahen beide zu ihr. Offenbar hatte keiner gemerkt, dass sie in der Tür stand.
"Catriona, schön dich zu sehen, Liebes!", flötete Belial auch schon mit warmem Lächeln erfreut.
"Schickes Kleid, steht dir.", nickte sie anerkennend auf das dunkelgrüne Strickkleid mit weitem Rollkragen.
"Ähm...Danke...", kam es etwas überrumpelt von der Schottin und Belial nutzte den Moment, um mit der Tasche, die sie dabei hatte, sich an ihr vorbei zu zwängen, hinein in ihre Wohnung.
"Ähm... Belial...?" Sie sah ihr verdattert hinterher, ehe sie sich an Azrael wandte. Von Belial hatte sie ja keine Antwort bekommen, aber Catriona war es gewohnt, dass die schwarzhaarige Schönheit aus Ägypten manches Mal unangekündigt vor ihrer Tür gestanden hatte. Dafür war es ihre Freundin.
"Und was machst du hier?", wollte sie von ihrem Boss wissen, bei dem es weniger Sinn machte, dass er hier war. Azrael hob lediglich eine Braue und ging ebenso einfach an ihr vorbei.
"Ich dachte, du wolltest schmücken.", rief er ihr nur im Vorbeigehen zu und jetzt verstand Catriona die Welt nicht mehr.
"W-Was?" Noch immer stand sie wie angewurzelt in der Tür, während Azrael Belial gerade abschätzig musterte. Der Höllenherrscher wandte sich ihr nun selbst verwirrt zu.
"Du sagtest, du willst nicht alleine schmücken." Er breitete einen Arm aus und deutete auf sich.
"Deshalb bin ich jetzt hier. Was die Wasserhexe hier macht, weiß ich nicht."
"Dasselbe wie du, kleiner Prinz." Die Spannung zwischen den beiden war wieder spürbar und ermattet rieb sich Catriona über den Nasenrücken. Die beiden würden wohl nie Freunde werden, auch wenn sie sich wenigstens nicht gegenseitig meucheln. Noch nicht jedenfalls.
"Ihr..." Dem Rotschopf fehlten die Worte. Sie schloss endlich ihre Eingangstür, da es an ihren Beinen langsam kalt wurde.
"Ihr...seid beide hier, weil ihr mir beim Schmücken helfen wollt?", fragte sie nochmals nach. Glauben konnte sie das gerade nicht. Sie spürte einen leichten Kloß im Hals und das warme Gefühl, dass in ihrer Brust anschwoll, als beide synchron nickten. Da sollte nochmal jemand sagen, dass Höllenwesen kein Herz besaßen. Die Schottin blinzelte leicht die Tränen weg, die ihr in die Augen traten, als sich ein Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete.
"Danke.", brachte sie etwas erstickt hervor und Belials Züge wurden etwas milder, als sie einfach die klimpernde Tasche abstellte.
"Süße, nicht dafür.", entkam es ihr fast schon sanft und sie rieb ihr über beide Schultern. Catrionas Lächeln wurde nur noch breiter.
"Geht das denn mit euch beiden überhaupt gut? Ich schwöre, wenn ich auch nur einen Brandfleck oder Wasserschaden in meiner Wohnung sehe, fliegt ihr beiden in hohem Bogen wieder raus!", erhob sie frech grinsend zur Mahnung den Zeigefinger. Entrüstet schnappte Belial nach Luft.
"Wie, er bleibt? Ich dachte wir schmücken, Catriona!" Azrael lachte gehässig.
"Dir steht es frei zu gehen, Belial.", kam es auch gleich von ihm. Catriona schüttelte nur lachend den Kopf. Das konnte ja was werden...
[...]
Die Schottin hatte ihren beiden Überraschungsgästen Kaffee gemacht und mittlerweile hatten Belial als auch Azrael ihre Mitbringsel ausgepackt und es lag etwas wild im Wohnzimmer verstreut. Auch Catrionas eigener Karton war mittlerweile geöffnet. Girlanden aus künstlichen Tannenzweigen hatten ihren Weg in ihre Fensterbank gefunden und die erste Lichterkette schmückte bereits das Geländer ihrer kleinen Terrasse. Auch der künstliche Baum stand schon ungeschmückt an der vorgesehenen Ecke. Und hier begann die Streiterei zwischen Azrael und Belial. Catriona kniete gerade auf dem Boden und entwirrte eine Lichterkette für ihre Fensterfront, als die beiden aus ihrem Gezanke kaum mehr herauskamen.
"Du kannst vergessen, dass du den Baum schmückst, Azrael! Erstens habt ihr Männer keinen Geschmack und zweitens bin ich ihre beste Freundin, also werde ich auch den Baum schmücken.", fauchte die Schwarzhaarige angriffslustig. Azrael hatte die Arme verschränkt und hielt den erdolchenden Blicken stand.
"Keiner will Seetang und Fische an seinem Baum hängen haben.", kam es auch sofort von ihm zurück.
"Also werde ich das übernehmen.", bestimmte er stur. Belial lachte gekünstelt auf.
"Ja klar, bei dir brennt der Baum eher.", spottete sie trocken. Catriona, die immer noch mit der Lichterkette kämpfte, versuchte die beiden Streithähne zu ignorieren, die ihre gesamte Wohnung unterhielten - wenn nicht gar die Nachbarschaft gleich mit.
"Glaubst du, dass du mich herumkommandieren kannst, nur weil du auf dem Thron sitzt?" Belial hatte mittlerweile die blaue Christbaumkugel sinken lassen und beide Hände in die Seite gestemmt. Azrael hatte seine Farbwahl der dunkelroten Kugeln noch immer neben sich stehen und grinste jetzt leicht arrogant auf Belial herunter.
"Kann ich.", kam es gelassen von ihm und machte Belial damit nur noch rasender. Aber nicht nur sie, denn zum dritten Mal hatte Catriona die Kette noch mehr verheddert, als andersherum. Sie ließ die Lichterkette endgültig frustriert sinken, rappelte sich auf und klatschte laut in die Hände. Die Dämonen sahen nur flüchtig zu ihr, ehe sie sich wieder ihrer Diskussion widmen wollten. Ungläubig sah Catriona zwischen den beiden hin und her, ehe ihr Temperament die Oberhand gewann.
"Es reicht jetzt, ihr zwei! Ihr benehmt euch wie Kinder! Gott, wenn ihr euch nicht gleich einkriegt schmücke ich den Baum alleine!", schnauzte sie die beiden an, die endlich die Güte hatten, sie anzusehen. Azrael hatte schon den Mund geöffnet, doch ließ es lieber bleiben, als er den lodernden Blick von Catriona nicht übersehen konnte. Auch Belial schwieg und presste unzufrieden die Lippen zusammen. Die Schottin atmete kurz durch, war das vielleicht doch etwas zu harsch gewesen. Und am Ende erinnerte es sie irgendwie an sich selbst und Kilian. Auch sie hatten immer gestritten, welche Farbe an den Baum sollte und wer die Spitze aufsetzte. Irgendwie... es gehörte dazu und aus ihrer säuerlichen Miene wurde ein warmes Lächeln.
"Ihr seid beide unmöglich. Aber ich glaube, ich war sonst nicht besser.", fuhr sie mit ruhigerer Stimme wesentlich leichter, fast schon amüsiert fort und gesellte sich zu den beiden. Ihre Gäste schwiegen, wechselten diesmal untereinander fragende Blicke, von was sie jetzt sprach.
"Mein Bruder und ich haben jedes Jahr meinen Baum gemeinsam geschmückt und wir haben uns immer gezofft, welche Kugeln, welche Lichterkette oder wer die Spitze auf den Baum setzt.", teilte sie mit den beiden, während ein nostalgischer und liebevoller Blick auf die Tanne gerichtet war. Schließlich sah sie zu den beiden Streithähnen.
"Wir nehmen beide Farben und ihr schmückt zusammen den Baum. Keine Widerworte. Ich helfe euch.", grinste sie schließlich und ging den diplomatischen Weg. Belial und Azrael schwiegen einen langen Moment, sahen jeder auf seine Auswahl hinunter, ehe sie beide wohl klein beigaben. Zufrieden damit zwinkerte Catriona ihnen zu und nahm sowohl eine rote als auch eine blaue Kugel in die Hand und verteilte sie an den Zweigen.
"Passt sogar irgendwie zusammen, findet ihr nicht?", lachte sie an die doch etwas enttäuschten Gesichter. Belial war die erste, die seufzte.
"Ich.... schätze, es schaut in Ordnung aus.", gab sie widerwillig zu. Auch Azrael druckste herum und zuckte nur mit den Schultern.
"Meine Wahl wäre zwar besser gewesen, aber so geht es auch.", meinte er schließlich. Catriona schüttelte nur den Kopf, da keiner der beiden wirklich ehrlich war.
Wie von ihr gewünscht, schmückten sie zu dritt den Baum und die Dämonen besannen sich auf kleine Spötteleien statt richtigen Zoff. Catriona stand in deren Mitte und mittlerweile strahlte sie regelrecht glücklich, während eine Kugel nach der nächsten ihren Weg an den Baum fand. Zum Schluss begutachteten sie gemeinsam ihr Werk und selbst in Azraels oder Belials Zügen war Zufriedenheit zu erkennen, als Catriona die Lichterkette einschaltete. Warmes Licht ließ die zweifarbigen Kugeln sanft glitzern und die Schottin genoss den Anblick, ehe sie zu ihrem Karton ging und von ganz unten ein Kästchen hervor holte. Ein Stern aus Glas befand sich daran, wunderschön geschliffen und ein Erbstück ihrer Familie. Liebevoll wanderten ihre Finger über die Kanten. Sie hatte ihn von ihren Großeltern geschenkt bekommen, als sie nach London gezogen war. So hatte sie immer einen Teil ihrer Familie hier bei sich. Das kostbare Gut sanft an ihre Brust gepresst, trat sie erneut auf die Tanne zu und stumm lief ihr eine Träne über die Wange. Das erste Mal stand wieder ein Weihnachtsbaum in ihrer Wohnung, den sie sogar gemeinsam mit den beiden hatte schmücken können. Und so seltsam es klang, aber in dem Moment hatte Catriona das Gefühl, dass Kilian bei ihr stand. Den Stern mit ihr gemeinsam auf die Spitze setzte und kaum war er sicher aufgesetzt, lief auch schon die nächste Träne aus dem anderen Auge. Weder Belial noch Azrael sagten etwas, doch entgangen war es ihnen keineswegs. Sie schienen zu ahnen, woher es kam und plötzlich spürte sie die warme Hand von Azrael auf ihrer linken, als auch Belials sanfte Hand auf ihrer rechten Schulter. Die beiden waren an sie herangetreten und dankbar sah sie zu ihnen. Trotz der Tränen lächelte sie.
"Er ist perfekt.", meinte sie leise. Azrael schenkte ihr ein Lächeln und nickte bloß.
"Das ist er.", pflichtete ihr Belial mit warmer Stimme bei und besah sich ihr Kunststück.
"Vielleicht hast du ja doch ein wenig Geschmack.", wandte sich die Fürstin an Azrael, der überrascht zu ihr herüber schaute.
"Bekomme ich das schriftlich von dir?", grinste er schließlich und die Dunkelhaarige verdrehte nur die Augen.
"Übertreib es nicht.", warnte sie und abwinkend lachte Azrael leicht, wobei er seine Hand noch nicht von Catrionas Schulter nahm.
"Schon gut. Gute Arbeit.", schmunzelte der Dämon lediglich und Belial musste sogar lächeln.
"Gibst du mir das schriftlich?", kam es auch gleich zurück und Catriona lachte angesichts der Zwein. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie ja denken, dass sie Geschwister wären.
"Na los, wir müssen noch die Lichterketten aufhängen!", scheuchte sie ihre Helferlein schon weiter zu der nächsten Aufgabe.
Am Ende saßen sie zu dritt auf ihrer großen Couch und genossen ihr Werk. Die Kartons waren erstmal lieblos in den Keller gestapelt worden, sodass sich das Chaos nach und nach aufgelöst hatte. Mittlerweile hielten sie dampfenden Tee in ihren Händen und warteten auf die bestellte Pizza. Catriona hatte darauf bestanden, dass die beiden noch zum Abendessen bleiben würden und mittlerweile funkelte ihre Wohnung im warmen Schein der Lichterketten. Tannengrün war verteilt, ebenso Kerzen und kleine Figuren, die ihr Vater aus Holz geschnitzt hatte. Doch das Schönste an dem kleinen Weihnachtszauber war nach wie vor der Baum, dessen Stern sanft das Licht reflektierte.
"Danke. Euch beiden. Ohne euch hätte ich den Karton wohl wieder zurückgestellt.", entkam es ihr leise und aufrichtig.
"Als nächstes ist das Büro dran.", grinste Azrael neben ihr, doch auch er schien den Anblick zu genießen.
"Wir könnten schreckliche Engelsfiguren dort an den Baum hängen.", schlug er schon begeistert vor und die Schottin lachte. Seitdem er diese Figur auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hatte, schien dieser Kitsch es ihm angetan zu haben. Ein neuer Weg, die Engel zu ärgern. Belial lehnte sich interessiert nach vorne.
"Schreckliche Engelsfiguren?" Ihre Augen blitzten schalkhaft. Natürlich gefiel ihr das.
"Ich hoffe doch, du machst ein Foto von Michaels Gesicht, wenn er diesen Weihnachtsbaum sieht. Und wehe du schickst es mir nicht.", lachte sie belustigt auf. Azrael stimmte mit ein.
"Wir machen gleich ein Video, das schicke ich dann in die Runde." Irgendwie glaubte Catriona, dass er das sogar ernst meinte. Sie kicherte leise in sich hinein.
"Wenn du Hilfe beim Schmücken brauchst, lass es mich wissen." Jetzt wanderten die Brauen der Schottin nach oben. Belial und Azrael gifteten sich tatsächlich mal nicht an und waren sich einig?
"Du musst morgen einfach nur bei uns aufschlagen, dann kannst du mitmachen. Wir benutzen das, was hier übrig geblieben ist und die Figuren besorge ich noch.", grinste Azrael zustimmend. Belial nickte begeistert.
"Wunderbar." Catriona hatte sich etwas tiefer in die Couchlehne sinken lassen und versuchte ihr Schmunzeln zu verstecken. Wer hätte gedacht, dass ein weihnachtliches Schmücken die beiden Streithähne mal zusammenführen würde? Sie auf jeden Fall nicht, aber es gefiel ihr zu sehr. Sie würde sich hüten, etwas dazu zu sagen und genoss es stillschweigend, während sie ihren Tee trank und den albernen Ideen der beiden lauschte, die Pläne schmiedeten, was Michael wohl am Meisten aufregen würde. Die Diskussionen wurden selbst dann noch fortgeführt, als die Pizzen bereits vor ihnen standen und mittlerweile gab auch Catriona die ein oder andere Idee preis. So viel gelacht hatte sie schon lange nicht mehr.
Re: 🎲 Adventskalender 2024 🎲
von random.xme am 04.12.2024 09:16Türchen 4: Geist der Weihnacht.
Der Schalter klackte, als ich ihn umlegte, und unser Wohnzimmerfenster wurde von einer wunderschönen Winterlandschaft aus Holz erhellt. Mein Herz machte einen kleinen Satz und ich strahlte den Schwippbogen an, als wäre er mein Weihnachtsheiligtum. Okay...er war mein Weihnachtsheiligtum und ich konnte mich gar nicht sattsehen an seiner Schönheit. Jade hat ihn mir vor 3 Jahren zu Weihnachten geschenkt und jedes Jahr war er das Erste, was in dieser Wohnung aufgestellt wurde.
„Und es weihnachtet" kommentierte eine Stimme hinter mir die Dekoration und ich wunderte mich, warum Jade bereits jetzt von der Arbeit nach Hause kam. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen und ich gab ihr einen Kuss auf die Wange „Endlich!" sagte ich mit Überzeugung – normalerweise entschied sie was in dieser Wohnung wie zu Weihnachten dekoriert wurde – bis auf den Schwippbogen, an ihm würde kein Weg vorbeiführen „Ich habe extra meinen letzten Patienten verschoben, damit ich dir noch helfen kann!" ließ sie mich wissen und stellte ihre Tasche in den Flur. „Lass uns anfangen!"
...
Es brannten Kerzen in der Wohnung, es roch nach den Räucherkerzen, die wir angezündet hatten und der Kakao besaß eine Duftnote Zimt. Jade hatte sich an meine Seite gekuschelt und beteuerte, dass sie definitiv noch wach war, aber nur ihre Augen ausruhen würde. Ich schmunzelte und richtete den Blick zurück zur Leinwand über die eine Folge Simsala Grimm flackerte. An nur einem Nachmittag hatten wir die Wohnung komplett fertig dekoriert. Jade hatte sich wie eine Generalin in den Flur gestellt und mich dazu angewiesen die Kartons zu sortieren und nacheinander den Schmuck herauszukramen. Wir hatten einen Adventskalender an die Küchentür gehängt, das Balkongeländer mit Lichtern und bunten Kugeln geschmückt, wir haben Weihnachtswichtel, Rentiere und Kerzen aufgestellt. Sogar das Bett war mit der Winterbettwäsche bezogen und der Schwippbogen strahlte in all seiner Herrlichkeit auf die Straße nach draußen. Ein erfolgreicher Tag. Jade seufzte leicht als sie ganz eingeschlafen war. Ich drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel, ohne sie wäre das alles nie so organisiert möglich gewesen. Ohne sie würde ich nur diesen einen Schwippbogen aufstellen, ohne sie wäre diese Wohnung viel trostloser zur Weihnachtzeit. Sie war mein Geist der Weihnacht.
Dinge über die etwas geschrieben steht, existieren. Sie sind nicht immer wahr, aber sie existieren